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CRIPPLED BLACK PHOENIX - White Light Generator
Label: Cool Green / Mascot |
Was die Engländer von CRIPPLED BLACK PHOENIX mit ihrem vierten Studio-Album abliefern ist nichts für schwache Mägen. Die Mischung aus Post-Rock, Progressive, Folk, Artrock, Country und zahllosen anderen Rock-Untergenres ist alles andere als leicht verdaulich und erfordert viel Geduld um richtig erfasst zu werden. Auch wenn ich die Vorgänger nicht wirklich kenne, so kann ich aber sagen, dass dies schon immer ein Markenzeichen der Herren aus Bristol war und es genau das ist, was die Fans so an der 7-köpfigen Band so lieben. Eine große Neuerung gibt es aber auf jeden Fall in Form des neuen Gitarristen und Sängers Daniel Ängehde, der sich im vergangenen Jahr der Truppe, die teils aus Mitgliedern von MOGWAI und ELECTRIC WIZARD besteht, anschloss.
Auch wenn es kein durchgehendes Konzept zu geben scheint, unterteilt Bandgründer Justin Greaves das Album in zwei Teile, die durch ein entbehrliches und unbetiteltes Stück mit Erzählstimme geteilt wurde. Der erste Teil nennt sich „Black Side“ und zeigt abgesehen vom relaxten Country-Akustik-Opener „Sweeter Than You“ die schwermütige, verdammt düstere Seite von CRIPPLED BLACK PHOENIX. Und so fordern sie den Hörer schon recht bald mit dem insgesamt fast 14 Minuten dauernden „No!“ Doppelpack gewaltig heraus. CBP beginnen hier noch recht entspannt mit ruhigen Piano- und Akustik-Klängen, doch bald bricht die erste schwere Gitarrenfront herein und das Abenteuer kann losgehen. Langgezogene Instrumentalparts, die von der schwermütigsten Sorte des Post-Rock entstammen und somit die volle Aufmerksamkeit des Hörers erfordern und diesen, sollte er sich darauf einlassen, nicht mehr so schnell los lassen. Die Band spielt mit verschiedenen Stimmungen und ändert die Atmosphäre immer wieder um Nuancen, behält aber einen nachvollziehbaren Roten Faden bei. Erhaben, majestätisch und wunderschön ist diese erste Viertelstunde mit dem verkrüppelten schwarzen Phönix, lässt einem aber nur wenige Sekunden zum Entspannen. Auch „Let´s Have An Apocalypse Now!“ klettert verdammt schwermütig und mit leicht fuzziger Gitarrenfront aus den Boxen. In Kombination mit dem Gesang und den dezenten Chören hypnotisiert der Sound der Band und lässt einen nicht mehr los. Da ist es fast angenehm, dass der Titeltrack auch ein paar (retro-)rockige Riffs neben dem anstrengenden, aber mehr als gelungenen Grundtenor zu bieten hat. Hat man dann „Parasites“ noch in sein Gehirn, Mark und Bein dringen lassen, kommt das erwähnte Zwischenspiel und es wird die „White Side“ mit „Northern Comfort“ angeschnitten.
Wer jetzt meint, der Rest des Albums ist easy going, der täuscht gewaltig. Ja, die Atmosphäre wird entspannter, das Riffing ist nicht mehr so erdrückend und die Gitarren lassen auch die eine oder andere höhere Note erklingen, doch CRIPPLED BLACK PHOENIX bleiben sich treu und immer noch herrlich fordernd. Daniel, der klingt als wäre er schon immer Part der Band gewesen, tönt angenehm und führt souverän durch das komplette Album, bekommt aber hier und da auch Unterstützung, wie auch von Heimkehrerin Daisy Chapman, die bei diesem Track aber mehr durch ihr wunderschönes, wenn auch minimalistisches Keyboardspiel überzeugt. Dafür darf sie beim folgenden, an manchen Stellen etwas langatmige „Wake Me Up When It´s Time To Sleep“, das offensichtlich FLOYD´schen Ursprung hat, auch wieder etwas mitträllern. Leider schleichen sich in der zweiten Hälfte ein paar mehr Längen ein, dafür punktet man in „You´ll Be Murdered“ mit Country-Atmosphäre und erzeugt in „We Remember You“ nicht selten eine Gänsehaut, ehe man mit der 6-minütigen Soundcollage „A Brighter Tomorrow“ den Hörer nach über 70 Minuten wieder los lässt.
Vielleicht hätte CRIPPLED BLACK PHOENIX´ neues Werk „White Light Generator“ an manchen Stellen etwas kürzer ausfallen können, bzw. schneller zum Punkt kommen und auch die Songauswahl nicht so strickt geteilt werden sollen, doch Fans der Band und Post-Prog-Rock Fanatiker werden stundenlang ihre Freude haben, wenn sie sich endlich wieder in ein Album richtig einsaugen lassen können und erst wenn der letzte Ton verklungen ist, zurück in die Realität katapultiert werden. Das gibt es heutzutage eh viel zu selten. Live könnt ihr das Ganze am 13. Mai in Wien erleben!
www.crippledblackphoenix.co.uk
Beitrag vom 28.04.2014 Zurück
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