Heuer im Oktober jährt sich der vierte Todestag des tragisch verunglückten GOTTHARD Frontmanns Steve Lee. Nach der Tragödie war lange nicht klar, ob die Schweizer Hardrock-Speerspitze überhaupt weiter macht. Mit Nic Maeder wurde dann doch adäquater Ersatz gefunden und GOTTHARD bewiesen, sowohl auf als auch abseits der Bühne, nämlich mit „Firebirth“, dass sie noch zur Elite des europäischen Rock gehören. Zwei Jahre später melden sich die Herren mit einem „Bang!“ zurück und machen da weiter wo man es als Fan der Band erwartet.

Dem Titel entsprechend starten Gitarrist Leo Leoni und seine Männer recht fetzig und widmen sich mit dem Titeltrack und dem folgenden „Get Up´N´Move On“ waschechtem Hard Rock, der viel erdiger als zuletzt tönt. Hier werden natürlich alle Klischees bedient und die Musik sprudelt nur so vor Energie. Nic ist mittlerweile nicht mehr von der Band wegzudenken und konnte die übergroßen Fußstapfen souverän füllen. Der immer wiederkehrende Rock´N´Roll-Vibe inklusive dazugehörigen Klavier-Klängen steht der Band auch sehr gut zu Gesicht. Doch wirklich punkten konnten GOTTHARD bei mir immer mit den gefühlvolleren Songs. So ist der ruhige Melodic Rock „Feel What I Feel“ das erste Highlight mit Ohrwurmpotential und Gänsehaut-Melodie das erste Highlight. Doch auch die waschechte Ballade „C´est La Vie“ kann mit Akustik-Gitarre, französischem Ziehharmonika-Flair und einem Nic in Bestform mehr als nur überzeugen. Dazwischen wird mit „Jump The Gun“ in bester GOTTHARD-Manier gerockt, während das intensive und etwas ausgefallene „Spread Your Wings“ sich in den Gehörgängen festkrallt, ehe man mit „I Won´t Look Down“ die Bombast-Bombe platzen lässt und an EUROPEs „Last Look At Eden“ und sogar etwas an LED ZEPPELIN erinnert.

Generell geben sich die Schweizer auf ihrem elften Studio-Album abwechslungsreich wie schon lange nicht mehr und scheuen auch vor Experimenten und kleineren Überraschungen nicht zurück. Man hört hier einfach, dass die Band beim Songwriting ihrer Kreativität freien Lauf ließ und offensichtlich viel Spaß beim Komponieren hatte. Einen schlechten Track findet man auf „Bang!“ auch nach mehreren Durchläufen nicht, erwähnenswert ist aber auf jeden Fall noch das gelungene Duett mit Melody Tibbits auf „Maybe“ und der Rausschmeißer „Thank You“, der auf fast elf Minuten kommt.

Mit „Bang!“ liefern die Schweizer Hard Rock-Veteranen ein Jahr vor ihrem 25. Geburtstag genau das Album, das man sich von einer Band diesen Kalibers wünscht. GOTTHARD bleiben sich treu, zeigen sich abwechslungsreich, schrecken nicht vor kleinen Neuerungen zurück und leisten sich keinen einzigen Schnitzer. Fans der Band können bedenkenlos zugreifen.