REFLECTIONS - Exi(s)t
Label: Entertainment One
Mit „Exi(s)t“ präsentieren die fünf Jungs aus Minnesota ihr zweites Full-Length-Album. Die Gruppe besteht seit 2010 und setzt sich aus einem Sänger, zwei E-Gitarristen, einem E-Bass und einem Schlagwerker zusammen, allesamt um die zwanzig Jahre jung und überaus talentiert. Ihren Stil kann man sich vorstellen wie eine bunte Mischung aus Metalcore, Hardcore, ein bisschen Prog und dem Pseudogenre Djent.

Die Debütplatte „The Fantasy Effect“ hat die Messlatte schon ziemlich hoch gelegt mit melodischen abwechslungsreichen Songwriting, entsprechend hoch waren meine Erwartungen an das zweite Album. „Exi(s)t“ - Das Intro beginnt mit warmen Synth-Klängen, ein bisschen Piano und einer Prise Streicher die den Spannungsbogen immer weiter aufheizen bis endlich die erlösenden altvertrauten Metal-Instrumenten einsetzen. Hier zeigen sie gleich was sie an ihren jeweiligen Instrumenten drauf haben. Interessante Doublebass-Patterns, harte Chug-Chug-Riffs die gelegentlich mit dissonanten Melodielinien durchbrochen werden, laden gleich zum Moshen im eigenen Kinderzimmer ein.

Mächtig startet der zweite Track "Delirium" - die Qualitäten des Sängers mit abwechslungsreichen Shouts können sich sehen/hören lassen. Besonders gefällt mir das Gitarrenzusammenspiel der zwei 7-Saiter-Jungs. Das kurze Riff bei 2:12 erinnert an den Sound eines alten Gameboy Spieles, sehr lustig. “Vain Words From Empty Minds” ist ein sehr abwechslungsreiches Lied in dem endlich ein längeres gefühlvolles Gitarrensolo zum Einsatz kommt das dann am Ende wieder mit kranken Gitarrensounds abgeschloßen wird. REFLECTIONS eben. Wer bis jetzt noch nicht überzeugt von den Fähigkeiten dieser Band ist sollte sich unbedingt das Guitarplaythrough-Video von „Bridges“ reinziehen. www.youtube.com/watch?v=r64OmcSnHXM

“Lost Pages” ist meiner Meinung nach der abwechslungsreichste Song der gesamten Platte und mein persönlicher Favorit. Hier ist das Songwriting geradliniger als bei den anderen Tracks, man könnte sogar schimpfen, mainstreamiger. Im Mittelteil beweisen sie auch das sie es mal ruhiger angehen können, mit cleanen Gitarren und weiblichen Gastvocals. Becka Graham heißt die Dame und bringt ein bisschen Abwechslung in die männerdominierte harte Musik hinein. Von „My Cancer“ ist mir das prägnante Gitarrenriff mit den hohen Pinchharmonics ab 1:07 im Gedächtnis geblieben. Insgesamt überzeugt der Song mit in-die-Fresse-Manier, auf einem Konzert geht es da sicher richtig zur Sache..

Der (fast) clean gesungene Chorus von "Candle" hebt sich von den anderen Liedern sehr prägnant ab. Stakkato-Riffs folgen im Breakdown mit klischeehaften Djent-Parts. Ein 1-minütiger instrumentaler Ausklang bereitet mental schon auf das nächste Stück vor. “This House” erinnert mich von der melancholischen Stimmung sehr an “Lost Pages”. Der zarte Cleangitarrenbeginn wird durchbrochen von der tiefen Shouts des Sängers. Oft versuchen sie die Spannung auf das folgende mit kurzen Instrumentalbreaks zu erhöhen. Abgerundet wird der Song mit einem epischen Endgitarrensolo. Es geht weiter mit “Stories Through Storms”. Das Anfangsriff erinnert mich entfernt an VOLUMES´ “Wormholes”. Besonders gefällt mir der Akustikgitarrenausklang, dessen Melodie leicht an dem Frauengesangspart von „Lost Pages“ angelehnt ist. Die Gitarristen haben wirklich ein Faible für kranke Gitarrensounds - 1:54 von "Exist" klingt wie ein aufgescheuchter Insektenschwarm aber, wenig Text, schon mal gehörte Palmmute-Riffs. “Exi(s)t“ ist leider kein gelungener Abschluss für das sonst überzeugende Album. Ab 3:30 is das Stück quasi aus, das Album beginnt in „Exit“ mit Sythies und endet in „Exist“ mit Synthies.

Zusammenfassend kann ich sagen das mir die Platte richtig gut gefallen hat, obwohl mir das melodische von „The Fantasy Effect“ fehlt, jedoch ist dieses Werk im Songwriting definitiv eine Weiterentwicklung und die Jungs sind für ihr junges Alter extremst talentiert. Textlich dominiert hier eine melancholische Stimmung, es wird über Abschied, Enttäuschung aber auch Hoffnung gesungen, für politische Lyrics ist hier (zum Glück) kein Platz. Manchmal hört man Einflüsse von VOLUMES oder AFTER THE BURIAL heraus, nichtsdestotrotz erkennt man ihren eigenen Stil. Für den „normalen“ Heavy Metal Hörer kann es ab und an zuviel werden doch für Core-Liebhaber ist das Reinhören in diese Platte definitiv die Zeit wert. Hoffen wir das sie bald den Sprung über den Atlantik nach Europa schaffen, das Potenzial für höheres ist definitiv da!

www.facebook.com/reflectionsmn


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Exit
2. Delirium
3. Vain Words From Empty Minds
4. Bridges
5. Lost Pages
6. My Cancer
7. Candle
8. This House
9. Stories Through Storms
10. Exist
Gesamtspielzeit: 42:42

gast
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Beitrag vom 18.01.2014
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