CARCASS - Surgical Steel
Label: Nuclear Blast
Der Reunions-Wahn geht weiter. Anfangs heißt es immer: „Wir tun uns für einen einzigen, speziellen Gig wieder zusammen, mehr nicht“, dann heißt es: „naja, es läuft so gut, dann machen wir noch eine kleine Tour“. Aus dieser Tour werden plötzlich zwei, dann drei und zum Schluss bringt man ein Album raus, obwohl man das ja nie geplant hatte – ja, ne, is klar.

Gut, im Falle von CARCASS ist das schon ein mutiges Unterfangen, denn die 1995 aufgelösten Death/Grindcore´ler gelten ja als Pioniere ihres Genres und haben mit Alben wie „Heartwork“ (1993) oder „Symphonies Of Sickness“ (1989) eigentlich nur echte Klassiker hingezimmert. Ein Album unter dem gleichen Namen fast 20 Jahre nach der Auflösung nach zu schieben, grenzt da für die einen Fans fast an Häresie, für andere wiederum wurde bestimmt ein lang gehegter Traum wahr.

Aber wie sieht es mit dem Line Up aus? Hatte man bei der 2007er Reunions-Tour noch mit ARCH ENEMY Klampfer Michael Amott, der bereits in den 90ern schon mit CARCASS unterwegs war und Daniel Erlandsson (auch ARCH ENEMY) zwei Death Metal Veteranen aus Schweden mit an Bord, so mussten die zuletzt verbliebenen Begründer Bill Steer und Jeff Walker nun Ersatz suchen, den sie mit Ben Ash und Daniel Wilding fanden. Die Voraussetzungen stimmen mit diesen zwei Männern auf jeden Fall noch, denn das Gitarrenspiel von Bill und das keifende Organ von Jeff waren schon immer Markenzeichen der Band.

Nun zum musikalischen Teil von „Surgical Steel“, dessen Titel und zungenbrecherische Songnamen schon mal zeigen, dass sich die Herren zumindest im lyrischen Bereich auf bekanntem Terrain bewegen. Nun geht´s aber los. Nach dem sehr melodischen und atmosphärischen Gitarrenintro „1985“ (das Gründungsjahr von CARCASS) kann „Cadaver Pouch Conveyor System“ den Fan aufatmen lassen. CARCASS klingen auch 20 Jahre später noch wie CARCASS, wenn auch moderner – wobei das Wort „zeitgemäßer“ vielleicht besser passt. Irgendwo zwischen melodischem Death Metal der teils skandinavischen Prägung (irgendwie ist hier nämlich auch Amotts Handschrift hängen geblieben) und einer Prise Grind. Kompromisslos wie eh und je holzen sie brachial durch den Song, lassen aber immer wieder einprägsame Riffs und Leads einfließen, damit „Surgical Steel“ nicht zu anstrengend tönt. Das tut dem Material auch ganz gut, denn die Rhythmusabteilung wirkt oft schon etwas hektisch und sprunghaft. In Kombination ergibt das aber richtig geile Songs mit coolem Drive und brutalem Grundton. Jeff röchelt und screamt stark wie immer und hat natürlich wieder ein paar richtig schön grausige Texte mit im Gepäck. Langsamere, manchmal sogar groovige Parts gibt es ebenso wie ausführliche Solo-Exkursionen.

Die Songs sind, soweit es CARCASS möglich war, nicht zu weit aus ihren Mustern auszubrechen, abwechslungsreich, interessant und spannend über die ganze Distanz, liefern aber natürlich keine großen Überraschungen, aber das erwartet oder erhofft man sich von seinen Helden, die gerade erst zurück gekehrt sind, auch gar nicht. „Surgical Steel“ ist genau das, was CARCASS immer ausgemacht hat, wenn auch in anderen Nuancen und Prioritäten. Hier werden wohl wirklich nur die chronischen Nörgler etwas auszusetzen haben. Wenn nur jede Reunion so schön laufen würde...

www.facebook.com/OfficialCarcass


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. 1985
2. Thrasher's Abattoir
3. Cadaver Pouch Conveyor System
4. A Congealed Clot Of Blood
5. The Master Butcher´s Apron
6. Noncompliance To ASTM F 899-12 Standard
7. The Granulating Dark Satanic Mills
8. Unfit For Human Consumption
9. 316 L Grade Surgical Steel
10. Captive Bolt Pistol
11. Mount Of Execution
Gesamtspielzeit: 45:25

maxomer
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Beitrag vom 11.09.2013
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