DEVILDRIVER - Winter Kills
Label: Napalm Records
Die vom Teufel getriebenen Kalifornier rund um Frontschreihals Dez Fafara, der uns seit den Neunzigern (erst mit COAL CHAMBER) stetig mit starkem Material beliefert, machen mir es in den letzten Jahren etwas schwer. Mit „Pray For Villains“ erreichten DEVILDRIVER vor einigen Jahren ihren musikalischen Zenith, an den sie mit „Beast“ einfach nicht mehr anschließen konnten. Der Wechsel vom Ami-Bigplayer Roadrunner Records zu dem Österreichischen Label Napalm Records zeigt, dass es nicht so gut um die Zukunft der Truppe stand. Ebenso wie bei den Live-Shows der Truppe, die zwar fett, brutal und energisch – aber leider mit zu 90% miesem Sound – ausfallen, war ich bei „Beast“ und eben nun auch dem sechsten Werk „Winter Kills“ hin und her gerissen.

„Winter Kills“ ist durch und durch ein DEVIDRIVER Album mit technisch über jeden Zweifel erhabene Musiker, denn Fafaras Männer Kendrick, Broecklin, Spreitzer (und damals noch) Miller waren bereits beim Debüt der Konkurrenz meilenweit voraus. Die Produktion ist fett wie eh und je und die Songs knallen mit nur wenigen Kompromissen alle im gewohnten DEVILDRIVER Sound aus den Boxen. Doch nach sechs Werken und Überhits wie „Clouds Over California“, „I Could Care Less“ oder „End Of The Line“, erwarte ich mir auch heute noch solche Granaten. Aber dazu nachher nochmal mehr.

Dez brüllt sich auf „Oath Of The Abyss“ bereits nach wenigen Sekunden warm und so verzichtet man auf einen spannenden Einstieg, wie man ihn früher öfter gerne verwendete. Das Riffing ist intensiv, die Drums aggressiv und Dez gibt sich reichlich Mühe. Mit „Ruthless“ folgt das erste Highlight. Interessante Percussion zu Beginn, ein recht erdiges Riff und die ersten Beats machen es spannend, bis es groovig und stampfend mit Doublebass losgeht. Die Jungs gewinnen immer mehr an Fahrt, bis Mr. Fafara im Chorus in „Fuck-Tiraden“ verfällt. Einen coolen instrumentalen Mittelteil gibt es obendrein. „Desperate Times“ legt in Sachen Geschwindigkeit und technischem Können nochmal einen drauf und liefert im Chorus die intensiven DD-Signature Riffs. Der Titeltrack hat dann einen coolen Drive und hätte auch ruhig auf dem Vorgänger Platz gefunden. Bisher alles mehr als solide, doch Hits und potentielle Klassiker sucht man vergebens. Wo ist nur der Aha-Effekt, den DD immer bei mir hervorriefen – dieses gewisse Etwas?

Na gut, „The Appetite“ schafft dies nun fast, denn die Melodie zu Beginn und die Rhythmik in Kombination mit dem Gebrüll von Dez haften sich endlich in meinem Ohr fest und können Erinnerungen an alte Tage wecken. Leider wird die Abwechslung auch nicht mehr so groß geschrieben, denn abgesehen von ein paar Ausreißern, wie dem melancholischen und bedrückenden „Curses And Epitaphs“ oder dem melodischen „Haunting Refrains“, folgen DEVILDRIVER meist dem gleichen Schema und Tempo. Zum Schluss hauen die Kalifornier doch noch eine nette Überraschung raus, denn bereits mit „Black Soul Choir“ haben sie ein starkes Gespür für Cover-Songs bewiesen und legen mit dem Radio-Dauernerver „Sail“ von AWOLNATION deftig nach. Natürlich bleibt auch hier nicht mehr viel vom Original übrig, denn dieses wird im DEVILDRIVER Style zu einer ganz eigenen Perle.

Das alles ist Nörgeln auf höchstem Niveau, denn „Winter Kills“ ist bei weitem kein schlechtes Album und lässt die Konkurrenz nach wie vor weit hinter sich, aber nach über zehn Jahren erwarte ich mir von der Band eigentlich weniger Vorhersehbarkeit (ausgenommen von „Sail“) und mehr Mut zu Experimenten – denn wie man auf „Pray For Villains“ schön sehen konnte, gehen diese ja auch auf. Ein „Part II“ oder ein zweites „Last Kind Words“ erwarte und erhoffe ich mir zwar nicht, aber der Einfallsreichtum dieser Werke wäre doch wünschenswert. Für Fans von DEVILDRIVER ist „Winter Kills“ eine weitere starke Scheibe, die gehört werden muss.

Aber warum sich Männer aus Kalifornien sorgen um den Winter machen, kann ich nicht ganz nachvollziehen.

www.devildriver.com


5.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Oath Of The Abyss
2. Ruthless
3. Desperate Times
4. Winter Kills
5. The Appetite
6. Gutted
7. Curses And Epitaphs
8. Carings Overkill
9. Haunting Refrain
10. Tripping Over Tombstones
11. Sail
Gesamtspielzeit: 50:00

maxomer
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Beitrag vom 28.08.2013
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