Schon auf “Looking For Europe”, dem gemeinsam mit dem gleichnamigen Buch erschienen Neofolk-Sampler aus dem Hause Auerbach Tonträger, stellte der Beitrag der ItalienerInnen von CAMERATA MEDIOLANENSE für mich einen der Highlights der Zusammenstellung dar. Daher freute es mich umso mehr, das mittlerweile vierte Album des Musikerkollektivs (der Begriff Band greift hier zu kurz), das gleichzeitig den Einstand auf Auerbach Tonträger darstellt, zur Rezension vorliegen zu haben. Musikalisch sind die Musiker um die ausgebildete Komponistin und Musikwissenschafterin Elena Previdi nicht so einfach zu kategorisieren. So stammt die Musik (wie auch einige andere im weitesten Sinne dem Neofolk-Genre zuzuordnende italienische Bands) aus dem Wave und Post-Punk Bereich und verbindet diese Wurzeln mit musikalischen Einflüssen aus der Renaissance und dem Barock, wobei auch Einflüsse elektronischer Musik Eingang finden.

“Voi Ch'Ascoltate”, das erste Stück auf “Vertute, Honor, Bellezza” (zu deutsch “Tugend, Ehre, Schönheit”) wird von Chorgesängen geprägt und verströmt eine sehr sakrale, melancholische Atmosphäre, wie man sie auch von Kollegen wie ATARAXIA kennt. Mit “Dolci Ire” und “Canzone All'Italia” folgen gleich zu Beginn zwei der Highlights auf dem Album. Ersteres ist Neoklassik in Reinkultur, das Wechselspiel aus Männer- und Frauengesang verleiht dem Stück eine Dynamik, wie man sie eigentlich nur aus der Klassik beziehungsweise klassisch inspirierten Musik kennt. Zweiteres ist ein treibendes Stück mit Marschtrommeln und Männergesang. Die Marschtrommeln sind besonders bei den beschwingteren Stücken ein wichtiger Bestandteil in der Musik von CAMERATA MEDIOLANENSE und sorgen für eine erhabene, fast majestätische Atmosphäre. Bei Songs wie “Fragmentvm XXXV” oder “Tremo et Taccio” kommen auch die vorher genannten elektronischen Elemente zum Tragen, was zwar ein wenig ungewohnt wirkt, sich aber trotzdem ausgesprochen gut in den Gesamtsound einfügt. Wieder andere Nummern wie “Vergine Bella“ sind großteils von klassischer Instrumentierung und weiblichem Gesang geprägt. Bei dem hohen musikalischen Anspruch verwundert es wenig, dass auch textlich Wert auf ein hohes Niveau gelegt wird, so handelt es sich bei dem Album um den Hauptteil einer Trilogie über den großen italienischen Gelehrten Francesco Petrarca.

Wie kaum anders zu erwarten, ist “Vertute, Honor, Bellezza” ein erstklassiges Neoklassik-Album geworden, das für Freunde von südländischem Neofolk beziehungsweise Neoklassik definitiv einen Pflichtkauf darstellt.