Den Sänger von TWISTED SISTER, Dee Snider als bunten Hund zu bezeichnen, ist wohl die Untertreibung schlechthin. Dieser Mann verkörpert wie kein anderer den Begriff Rock’n‘Roll sowohl musikalisch wie auch optisch. Und da Dee zu den Selbstbewussteren der Szene gehört, war es nur eine Frage der Zeit bis uns die verdrehte Schwester ein Buch mit seiner Lebensgeschichte präsentiert. Dieses gebundene Stück Rock-Geschichte liefert auf 384 Seiten die ehrliche und glaubhafte Geschichte eines Mannes, der alles dafür tat um mit seiner Band den Durchbruch zu schaffen, um ein gefeierter Rockstar zu werden.

Wie zu erwarten, lächelt Mr. Snider in voller Montur und perfekt geschminkt vom Hardcover des Buches mit dem vielsagenden Titel “Mein Leben als Twisted Sister – I Still Wanna Rock“. Dem Leser wird auch optisch einiges geboten, so besticht das Innenleben durch ein grelles Rosa und die circa 50 Fotos vermitteln einen netten Überblick von Band, Familie und Lebensstil über die Jahre im Hause Snider. Besonders schön sind die Bilder von Dees Kindheit, da man sieht, wie ein Rockstar als Knirps so aussah. Da ich solche Fotos (alle mit Kommentaren versehen) sehr gerne ansehe, hätten es ruhig noch ein paar mehr sein können. Des Weiteren finden sich immer wieder Fußnoten, die dem Leser gewisse Begriffe aus dem amerikanischen übersetzen oder Personen die bei uns nicht so bekannt sind, werden vorgestellt.

„I Still Wanna Rock“ macht von der ersten bis zur letzten Seite einfach Spaß. Jede Menge Witze, kleine Sticheleien gegen Bandkollegen und Freunde und diverse Erzählungen von Fehltritten sorgen für eine Menge Lacher. Doch nicht alles ist Gold was glänzt. Man erlebt den langsamen und mühevollen Aufstieg von TWISTED „Fucking“ SISTER zu einer der größten Rockbands mit, wird aber auch Zeuge des tiefen Falls Ende der 80er, wo so einige Mitglieder am Hungertuch nagten. Doch auf den knapp 400 Seiten in denen man mit Dee mit lebt kann man dem Burschen eines nachsagen, er gab nie auf und kämpfte für die Musik die er liebt.

Neben Einblicke in das Familienleben der Sniders, trifft man auf jede Menge coole Weggefährten. So trägt Lemmy (MOTÖRHEAD) großen Anteil am Erfolg, oder inspirierte unsere steirische Eiche Dee auf seinem Lebensweg. Doch mein persönliches Highlight ist Kapitel 42: „Mr. Dee Snider…. Die verdorbene Schwester“. Um was es in diesem Kapitel geht werden sich die meisten schon denken können, richtig der Auftritt vor dem Senat in Washington D.C. im Jahre 1985. Dee verteidigte in legendärer Weise die Rock und Metal Welt vor spießigen Politikern und deren Anführerin Tipper Gore, die in der Rockmusik den Teufel sahen. Unvergesslich wie er in seiner Kutte und der mächtigen Mähne einen zusammengelegten Zettel aus seiner Gesäßtasche holte und die Anwesenden mit seiner Rede verblüffte. Rockgeschichte!!!

Zwei Kritikpunkte muss ich jedoch noch anbringen. Erstens, dass meiner Meinung nach viel zu abrupte Ende, das so wirkt wie wenn das Buch schnell beendet hätte werden müssen und zweitens, die unglaubliche Anzahl an Rechtschreibfehlern. Teilweise wurden ganze Wörter vergessen. Womöglich wurde es den Herausgebern mit dem offiziellen Erscheinungsdatum etwas zu knapp. Ansonsten macht dieses Buch aufgrund seiner Ehrlichkeit, dem teilweise sehr sarkastischen Humor und einer Vielzahl an prominenter Namen, die den Lebensweg von Dee Snider kreuzten, großen Spaß. Auch schön, dass es nicht bei allen Rockern nur um Alkohol und Drogen ging. Fans der Band und Freunde von guten Biografien können, nein müssen zugreifen.