ROTTING CHRIST - Kata Ton Daimona Eaytoy
Label: Season Of Mist
Einen richtig eigenständigen Sound mit hohem Wiedererkennungswert zu haben, das zählt ja bekanntlich zu den wirklich schwierigen Aufgaben, die es als Band zu bewältigen gibt. Wenn Sie mir nicht glauben, besprechen Sie das am besten mit einem Hobbymusiker Ihres Vertrauens. Um jetzt aber wieder zurück auf das eigentliche Thema zu kommen: es gibt, und man sollte es nicht glauben, wieder einmal gute Nachrichten aus Athen, nämlich die, dass die altgedienten Dark oder Black(esken) Metal Krawallbrüder von ROTTING CHRIST ein neues Album am Start haben. Und um den Kreis jetzt wieder zu schließen, kann man auch anführen, dass ROTTING CHRIST zu jenen Bands gehört, die man einfach erkennt, wenn man sie hört, vor allem was die Diskographie des vorgegangenen Jahrzehnts betrifft. „Kata Ton Daimona Eaytoy“ (übersetzt "Do What Thou Wilt" in Anlehnung an Aleister Crowley) ist zwar für Mittel- bis Nordeuropäer als Albumtitel etwas sperrig und wenig eingängig, auf den musikalischen Gehalt der Scheibe trifft das zum Glück überhaupt nicht zu.

Man könnte sich jetzt getrost so weit aus dem Fenster lehnen und erklären, dass es kaum eine Band mit einer solchen Leichtigkeit beherrscht Gitarrenriffs und Melodien heraus zu hämmern, die die Hörer regelrecht an die Boxen binden und eigentlich möchte ich das an dieser Stelle auch tun. Auch auf „Kata Ton Daimona Eaytoy“ gelingt es den Griechen solch spektakuläre Riffs und Oberstimmen aus dem Hut zu zaubern, die sich irgendwo zwischen tragender Melodie und vollem Gitarrensolo bewegen. Es ist eine Grauzone. Wenn dann tatsächlich Gitarrensoli ausgepackt werden, sind die natürlich auch hörenswert, der Grenze zum Power-Metal kommt man stellenweise aber schon gefährlich nahe. Überhaupt hüpfen ROTTING CHRIST dieser Tage scheinbar gerne wild zwischen den musikalischen Kasten hin und her. Von den anfänglichen Doom-Allüren des eröffnenden Tracks springt man schnell auf fetzigere Riffs über, während dazwischen der mediterranen Folklore und brummigen Herrenchören gehuldigt wird. Das sehr interessante „Cine iubeste si lasa“ sticht dann auch noch durch das gelungene Klavierintro und die unvorhergesehenen Breaks samt stimmigen Soundsamples hervor. Die wirkliche Schönheit in „Kata Ton Daimona Eaytoy“ liegt aber nicht in der Individualstärke der einzelnen Songs, sondern darin, dass sie alle so erstaunlich gut zusammenpassen, so verschieden sie alle eigentlich auch sein mögen. Jeder Song hat einen eigenen Twist und Charme, aber die Atmosphäre, die das Album als Ganzes erzeugt ist in der Tat erstaunlich.

Außerdem wird über weite Strecken auf die für unvorbereiteten Ohren schrill anmutende folkloristischen Gesänge verzichtet, die den Genuss des Vorgängers „Aealo“ mitunter zu einer anfänglich etwas anstrengenden Unternehmung werden ließen. Und da die Produktion dieses Mal auch kaum Wünsche offen lässt, kann man „Kata Ton Daimona Eaytoy“ (langsam aber doch geht der Titel ins Gedächtnis über) als Meilenstein in der Diskographie der Griechen sehen und sich außerdem darüber freuen, dass tatsächlich wieder einmal gute Nachrichten aus Griechenland kommen. Im Übrigen macht die Tatsache, dass „Kata Ton Daimona Eaytoy“ von den Tolis-Brüdern im Alleingang eingespielt wurde, das Album an sich nicht unbedingt weniger beeindruckend. Chapeau, meine Herren! Chapeau!

www.rotting-christ.com/


6.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. In Yumen – Xibalba
2. P´unchaw Kachun - Tuta Kachun
3. Grandis Spiritus Diavolos
4. Kata Ton Daimona Eaftou
5. Cine Iubeste Si Lasa
6. Iwa Voodoo
7. Gilgames
8. Rusalka
9. Ahura Mazda-aŋ
10. Ra Mainiuu
11. 666
12. Welcome To Hel
Gesamtspielzeit: 56:03

Asator
Weitere Beiträge von Asator

Weitere Beiträge über ROTTING CHRIST

CD-Bewertung
9 Stimme(n)
Durchschnitt: 4.22
[LESERCHARTS]
Deine Bewertung:
  



War diese Kritik hilfreich?
5 Stimme(n)
Durchschnitt: 5.8
Deine Bewertung:
  




Beitrag vom 28.03.2013
Zurück


Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: