Tirol beziehungsweise Innsbruck war schon immer ein guter Boden für Metalbands aller Stilrichtungen. Beginnend mit NO BROS über DORNENREICH, SIEGFRIED, DEMONIZE, LOST DREAMS, PEACEFROG, MURDOCK, REX ROYAL und den Kultpunks TBC WHAT? wurde so gut wie jedes Genre abgedeckt. Nur wenn man nach Bands sucht, die traditionellen Metal spielen engt sich das Feld merklich ein. So ganz auf die schnelle fallen mir da nur MINDCRIME (in den 90ern aktiv), SUBACID und die ANGRY ANGELS rund um die Tiroler Ikone Bruder Cle ein, und die gibts alle nicht mehr. Doch jetzt ist wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Die jungen Innsbrucker LIQUID STEEL sind ausgezogen, um in die Fußstapfen der genannten zu treten und den traditionellen Metal wieder auf der Tiroler Landkarte zu etablieren.

Und das ist mit ihrem 3-Track Debutdemo "Scream" auch mehr als gelungen. Schon allein die Aufmachung erinnert extrem an die 80er Jahre. Das Cover erinnert mich in seiner schlichten Einfachheit stark an die GIL BRENT Single und so manche Democovers der frühen 80er und ist somit schon ziemlich kultig, ebenso wie die CD im Vinyl-Look (kultiger war da nur das ANGRY ANGELS Demo mit Pyramidennieten und Wachssiegel).

Mal sehen ob die Musik des Quintetts da mithalten kann. Schon der Opener "Scream In The Night" kann da jeden Zweifel aus dem Weg räumen. Stark IRON MAIDEN beeinflußt glänzt der Song mit schönen, eingängigen Melodien, herausragender Gitarrenarbeit, solidem Drumming und einer Stimme, die zwischen leicht agressiv und melodisch wechselt und auch in höheren Gefilden zu überzeugen weiß. Der Geist der 80er erlebt in diesem Song eine Wiederauferstehung.

Weiter gehts mit "Echoes Of War", das sich nach balladeskem Beginn zu einem schweren, BLACK SABBATH beeinflussten, groovigem Stampfer entwickelt, der gelegentlich durch schnellere Parts aufgelockert wird und vom extrem starken, fast schon hypnotischen Gesang getragen wird. Hier vereinigt sich der Hardrock der späten 70er mit dem Metal der frühen 80er in einer faszinierenden, düsteren Atmosphäre, die den Hörer sofort in ihren Bann zieht und nicht mehr loslässt.

"When The Rain Falls" ist ein schnörkelloser Song, der ohne spezifische Einflüsse ein weiteres Mal den klassischen Metal der 80er zelebriert und sich als extremer Ohrwurm präsentiert. Schön heavy vor sich hinstampfend finden sich hier geniale Gitarrensoli, die von hoher technischer Fertigkeit zeugen. Der tiefe, stelleweise ins rockige abdriftende Gesang (der mich manchmal an Lem Enzinger erinnert) verleiht dem Song das gewisse Etwas. Mit diesem Song wäre man vor 30 Jahren in der NWOBHM perfekt aufgehoben gewesen.

Mit "Scream" haben die Tiroler das Metal Highlight des Jahres 2012 veröffentlicht. Das sehr gut produzierte Demo weiß in allen Belangen zu überzeugen und ist für alle Metaller absolute Pflicht. Bleibt nur zu hoffen, dass die Jungs nicht das Schicksal vieler anderer Bands erleiden und nicht über den Demostatus hinauskommen.
Die drei Tracks machen Lust auf mehr. Also Jungs, Zeit für ein Album!