Jodelmeister SERJ TANKIAN arbeitet fleißig an seiner Solo-Karriere weiter. Anstatt SYSTEM OF A DOWN wieder von den Toten zurück zu holen, spielt er Live-Gigs mit Orchester und liefert mit „Harakiri“ sein nunmehr drittes Studioalbum in fünf Jahren. Zum Glück begeht er hier nur dem Titel nach musikalischen Selbstmord. „Harakiri“ liefert nämlich erneut sehr abwechslungsreiche Rock-Kost vom US-Armenier.

Da man Serj stimmlich aus tausenden von Sängern sofort herauskennt, ist es nicht verwunderlich, dass man immer wieder mal an SYSTEM OF A DOWN erinnert wird, doch musikalisch bewegt er sich dann doch großteils auf anderen Pfaden. Auch wenn hier manches recht abgefahren ist, wie das hektische „Figure It Out“, hat das Ganze nur wenig mit dem Crossover zu tun. Und obwohl die Mucke von Tankian wirklich Spaß macht, so erreichte man bisher sowieso noch nie das Level seiner legendären Hauptband, deren Verbleib nach wie vor unbekannt ist. Aber zurück zu „Harakiri“. „Changing Time“ bietet diesen stoternden Jodelgesang von Serj und kommt mit einem sehr gelungenen Refrain daher. Dank der arabischen Gitarre, genannt Oud, kommt hier ein erheblich orientalischer Einschlag hinzu. „Butterfly“ hingegen klingt dann wieder typisch nach dem Meister und sehr amerikanisch, während der Titeltrack ein recht andächtig, ruhiger Song geworden ist und entfernt etwas an „Aerials“ erinnert. Abgefahrene Sounds und Synthies gibt es bei der etwas anderen Ballade „Deafening Silence“ und „Uneducated Democracy“ gibt gegen Ende nochmal richtig Gas.

„Harakiri“ ist nur ein kleiner Trost, dass SOAD immer noch nichts von sich hören lassen. SERJ TANKIAN sollte sich vielleicht die besseren Solo-Ideen aufheben und gemeinsam mit Daron Malakian für seine Hauptband ausarbeiten, dann kann man auch einen großen Knaller erwarten. So ist das neue Solo-Album ein gelungenes Teil, das aber nicht großartig hervorsticht und dank grauenhaftem Artwork etwas abschrecken könnte.