Kanadier sind ja bekanntlich nicht wirklich beliebt in der US Comic Serie Southpark. Warum das so ist, wissen wohl nur die Erfinder selbst. Doch das aus dem Land des Ahornblattes großartige Bands kommen, ist nichts Neues. Bestes Beispiel sind die Urgesteine Geddy Lee, Alex Lifeson und Neil Peart der 44-jährigen Band RUSH. Doch das bemerkenswerteste ist wohl, dass sich seit 1974 kein Besetzungswechsel mehr abspielte. Der Erfolg spricht für die Konstanz des Trios. Nachdem man etwas in der Versenkung verschwand, meldete man sich mit „Time Machine 2011: Live in Cleveland“ eindrucksvoll zurück und zeigte, wie viele großartige Songs man im Repertoire hat.

Doch das letzte Studioalbum liegt nun schon 5 Jahre zurück und so war es bei den eifrigen Jungs nur eine Frage der Zeit bis der Nachfolger von „Snakes & Arrows“ in den Läden erhältlich ist. Das Teil trägt den Namen „Clockwork Angels“ und sieht von der Optik her so aus wie man es gewohnt ist. Viel Liebe zum Detail, kunstvolle Zeichnungen von Uhren, Schiffen und jede Menge Phantasie. Das Cover gibt übrigens eine Anspielung auf das erfolgreiche Album „2112" aus dem Jahr 1976.

Eines vorweg, RUSH sind keine leichte Kost und wer Hochgeschwindigkeits-Riffs und pure Härte erwartet, der ist hier komplett falsch. Der progressiv Rock, der viele Einflüsse aus der Welt des Science Fiction beinhaltet und textlich sehr philosophisch angehaucht ist, kann am ehesten noch mit den Prog Göttern von PINK FLOYD verglichen werden. Bestes Beispiel ist die erste Nummer „Caravan“, die den typischen RUSH-Flair versprüht. Ein mystisches Intro eröffnet den Song, ehe die Drums von Neil ordentlich Gas geben. Doch erst die Stimme von Geddy macht diese Band so unverwechselbar. Ein eingängiges Riff und der gefühlvolle Gesang sorgen für einen starken Opener. Stimmlich ist Mr. Lee auch mit 59 noch nicht zum alten Eisen zu zählen. Wie gewohnt eine bärenstarke Leistung des Mannes aus Toronto, der sowohl Bass als auch Keyboards beherrscht. Eine weitere starke Nummer befindet sich mit dem gleichnamigen Stück „Clockwork Angels“ auf dem Silberling. Nach einem kurzen Intro entfaltet sich dieses 7 Minuten Stück und beinhaltet alles, was diese Band so groß machte. Ein Gefühl für Melodien, anspruchsvolle Texte und das Können einen zum Träumen zu animieren. Genial der Mittelteil bei dem Alex Lifeson auf seiner Gitarre zaubert. Für mich die stärkste Nummer des neuen Albums.

Besonders loben möchte ich hier den Sound von „Clockwork Angels“, der wuchtig und modern klingt. Perfekt auf die Band abgestimmt. Man hat teilweise fast das Gefühl als stünden die drei Herren bei einem im Raum und würden hinter einem agieren.

Als einzigen Kritikpunkt könnte man den Jungs vorhalten, dass doch sehr viel Songs sich ziemlich ähneln und nach mehreren Durchgängen etwas ermüden. Doch wie gesagt, für leichte Kost waren RUSH noch nie bekannt. Erwähnenswert wären noch das eingängige "The Wreckers" und der Abschlusstitel "The Garden", der sehr ins Mystische geht. Gelungenes Ende, das noch einmal zum Träumen einlädt.

RUSH sind eine Band, die ihr Ding einfach durchziehen, ohne großartig auf Trends oder Einflüsse zu achten. Und wie man sieht, funktioniert dieser Stil heutzutage ausgezeichnet, denn die Kanadier bleiben sich treu und setzten Ihre Musik gekonnt ins 21. Jahrhundert.