FRAU POTZ - Lehnt Dankend Ab
Label: Delikatess Tonträger
Frau Potz lehnt dankend ab

„Mann, sind wir peinlich und kleinlich und komplett isoliert
Ohne Zeitgeist und Weitsicht, kein bisschen kultiviert
Entschuldigung, dass keiner deiner Trends hier funktioniert
Das könnte daran liegen, dass der Trend nicht interessiert

Sind wir ätzend und öde, wir sollten uns was schämen
Wie konntetst du nur glauben, dass wir annähernd verstehen
Dass du besser bist, als wir, als wir Trottel jemals sehen
Wenn wir dir zu uncool sind, studier doch in Berlin“

Das sind die ersten Zeilen des Debutalbums des Trios FRAU POTZ, die uns Sänger Felix Schönfuss (Ex-ESCAPADO) in „Ach, Heiner“ entgegenkreischt. Im sehenswerten dazugehörigen Video zuckt der grundsympathische Schreihals auf einer Wohnungsparty aus. Und man kann ihn einfach verstehen, zu gut kennt man die umrissene Situation.

Das Trio FRAU POTZ aus dem Norden Deutschlands macht mit „Lehnt Dankend Ab“ gleich mal fast alles richtig. Hardcore geschwängerter Punkrock, produziert von Kurt Ebelhäuser (BLACKMAIL, SCUMBUCKET) kracht einem aus den Boxen entgegen, doch vor allem die Texte und die Art und Weise wie Felix einem diese entgegenrotzt, machen das Besondere an FRAU POTZ aus. Da wird unsere schnelllebige sozialpornographische Gesellschaft messerscharf seziert, da bekommen die Hobby-Poeten, die auf Facebook nach Aufmerksamkeit gieren („Spacegewehr“), genau so ihr Fett ab wie die „Kapuzenpolizei“ in der doch oft konservativen Hardcoreszene in „Rensburg“. Klar sind Sozial- und Gesellschafskritik im Punk und HC nicht gerade innovative Themen, aber selten wurde einem das so schonungslos, ehrlich, direkt und fies dargebracht. Textzeilen, deren Worte die Angesprochenen wie Schläge in die Magengrube treffen und sich auch bestens für T-Shirts eignen würden: „Seit wann muss man für Tiefgang auch so tief sinken?“ oder "Das gibt wieder ein Gefällt Mir für bedeutungslosen Dreck". FRAU POTZ können und werden dir weh tun, und das ist verdammt gut so.

Auch wenn es die Jungs wohl nicht gerne hören, denn auch wir Musikjournalisten und Online-Reviewer bekommen in „Geh, Affe, Geh!“ ordentlich auf den Deckel: „Steckt euch eure Reviews in den Arsch. Das ist nicht mehr als Vetternwirtschaft, nicht mehr als kalter Fraß, den man nur aufwärmt, auskotzt und vergisst.“

Dennoch wage ich zu sagen, dass FRAU POTZ wohl eine der besten deutschsprachigen Platten des Jahres auf uns losgelassen haben, mit Sicherheit ein heißer Anwärter auf meine Album 2012.

www.fraupotz.com


6.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Ach, Heiner
2. Spacegewehr
3. Klockenschooster
4. Schlosser´s Law
5. Champangerspion
6. Skelbe
7. Brockenheim
8. Rendsburg
9. Ich Will Dich
10. Geh, Affe, Geh!
11. Bo Jan Und Die Bullen
Gesamtspielzeit: 37:07

tsunemoto
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Beitrag vom 02.04.2012
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