REST IN FEAR - Insert Yourself
Label: Eigenproduktion
Die sechs blutjungen Grazer von REST IN FEAR haben nun endlich ihr Debütalbum auf den Markt geworfen. Für all diejenigen, die REST IN FEAR noch nicht live erleben konnten ist ihre Musik also Neuland. Keine Gerüchte und keine Vorurteile, die den Klangeindruck verfälschen könnten. Noch vor jeglicher Musik springt mir das Cover beziehungsweise die Aufmachung des Albums ins Auge. Die Bandfarben Rot, Weiß und Schwarz überwiegen und man erkennt eine zarte Verspieltheit bei Schrift und Artwork. Das Thema "Insert Yourself" findet man in den gesichstlosen Gestalten wieder, die sich wie ein roter Faden durch Booklet und Inlay ziehen. Nun aber zum interessantesten Teil des Albums: der Musik.

Der erste Albumtitel "Hidden Beyond The Means" lädt mit einer netten Growlbegrüßung ein und macht Lust auf mehr. Musikalisch gesehen klingt alles sehr harmonisch und auch abwechslungsreich, vor allem durch die eher selten stark durchklingenden Keyboardeinsätze. Gitarren und Bass machen ihre Arbeit gut und fordern die Zuhörer, vollkommen aufmerksam zu sein. Stimmlich liefert der Sänger keinen Einheitsbrei, denn zwischen Clean Vocals und Growl, aber auch ansatzweisem Scream bleibt er dennoch verständlich und harmoniert mit seinen Bandkollegen. "Brand New Day" setzt im Intro leider auf den gleichen Effekt wie der vorhergehende Titel, überrascht jedoch mit Klangkonstruktionen und musikalischer Akrobatik, durch Einsatz einiger elektronischer Einspielungen, die die schleichende Monotonie unterbrechen. Klangtechnisch sprechen die echoenden Clear Parts absolut für sich und zeigen die Motivation mit der REST IN FEAR an die Sache rangeht. Aber hoppla, hatten wir nicht in den vorigen zwei Songs elektronische Geräuscheinspielungen? Unkreativ oder Markenzeichen? Das wird sich zeigen. Doch klar ist, "Let There Be Light!" setzt dort an, wo "Brand New Day" aufgehört hat. Pulserhöhende und technisch anspruchsvolle Gitarrenparts mit richtig geilem Bass. So wie es sich für Melodic Death Metal gehört! Leider kommt der Sänger nicht so richtig gegen die Instrumentensynthese seiner Bandkollegen an - vielleicht schreit er sich deswegen die Seele aus dem Leib. Dennoch ein Ohrwurmtitel.

Die Keyboardparts sind wohl überlegt und gut ausgeführt - "1000 Dreams" bestätigt diesen Eindruck und beinhaltet auch einen Wiedererkennungswert, vor allem durch den Refrain, der so richtig ins Ohr geht. Überraschend kommt der akustische Gitarreneinsatz, der dem Song eine gewisse Milde verleiht, der im Moment dringend nötig erscheint. Einen epischen Einstieg finde ich bei "The Ending Walk" vor. Der verzögerte Keyboardeinsatz leitet den darauffolgenden Sound unterstützend ein und führt so zu einer gelungenen Kombination aus Speed und Melodie. Etwas stutzen lässt mich doch die Stimme, die diese instrumentale Harmonie zerbricht - und auch sehr verzweifelt klingt-, jedoch bei öfterem Hinhören mildert der Gewöhnungseffekt diesen Eindruck doch ab. "New Beginning" könnte auch als Intro dienen, denn bei der Länge von weniger als eineinhalb Minuten verwirrt es anfangs ein bisschen. Nichtsdestotrotz eine angenehme Symbiose aus elektronischen Einflüssen und Melodik.

Gewitterstimmung und Melancholie macht sich am Anfang von "Fin De La Destruction De La Vie" breit. Der Einstieg ist sanfter als zuvor, jedoch lässt der Bandsänger doch mal wieder ein Growlen hören. Doch nach einigen weiteren Passagen ist klar: Nix mit ruhig! REST IN FEAR macht keine Balladen! Harter Melodic Death Metal mit Glockensound. Richtig geil zum Mitgrölen! Den Eindruck am Wasser zu sitzen und von einem Bombeneinschlag überrascht zu werden bekommt man bei "Aurora". Denn genauso bombastisch überfällt mich der Einstieg, doch die nächsten Parts laden zum gemütlich mitzuwippen oder gar die Haare zu wirbeln ein. Clear Parts vs. Growl wechseln sich gut gemischt ab und harmonieren absolut mit Melodie und eingebauter Keyboardtechnik. Technik und Sound passen gut zusammen und sind wieder mal ein Zeugnis der Begeisterung der Jungs.

Na gut, na gut! Von wegen REST IN FEAR macht keine Balladen. Ich geb' zu, das war etwas vorschnell. Ein wunderschöner ruhiger Titel wartet mit "In These Little Moments" auf uns. Gänsehautfeeling beim Refrain und vor allem das Cello begeistert - klasse kombiniert. Eine einzigartige Symbiose von Melodie und Stimme. Man muss dazu sagen, dass dieser Song fast schon chart-kompatibel ist, wobei das hier eigentlich nicht negativ gemeint ist.

Genug geschluchzt, es geht hier um Melodic Death Metal! "Mirror" legt intromäßig echt was vor, die Kombination von elektronischer Einspielung und Drumsolo lässt sich gut hören. Acht Minuten und siebenundvierzig Sekunden werden nicht langweilig mit gutem Basseinsatz und Xylophonklängen. Die anfänglich ruhigen Parts werden ab dem Refrain von intensivem und leicht brachial scheinendem Gesang abgelöst, klingen jedoch dann wieder etwas ab. Abwechslungsreich bis zur letzten Sekunde - eine angenehme Mischung aus lauten und heftigen Melodien, sowie ruhiger, fast schon zarter, Melancholie. "Titel 11" finde ich zwar nicht am Inlay, aber (!) er ist auf der CD vorhanden! Klassisches Instrumentalstück mit schönen Klavier- und Gitarrenparts. Toll zum Abschluss und mit hohen Wiedererkennungsfaktor!

Als Resümee dieses Albums kann man ziehen, dass diese sechs Grazer wirklich was drauf haben. Natürlich, es ist ihr Debütalbum und nicht perfekt, aber sie haben großes Potenzial in die Liga der ganz Großen aufzusteigen, wenn sie mit der Energie und Freude dabei bleiben, die sie in diese Scheibe gesteckt haben. Musikalisch ist jeder einzelne für sich hochtalentiert, es gilt nur zu hoffen, dass dieses Talent auch wirklich gefördert wird. Mit allen Ecken und Kanten, die dieses Album hat ein gelungenes Werk, das zum immer wieder Anhören verleitet.

PS: Die elektronischen Einspielungen sind eindeutig ihr Markenzeichen!

www.myspace.com/restinfear


5.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Hidden Beyond The Means
2. Brand New Day
3. Let There Be Light
4. 1000 Dreams
5. The Ending Walk
6. New Beginning
7. Fin De La Deconstruction De La Vie
8. Aurora
9. In These Little Momentes
10. Mirror
11. Titel 11
Gesamtspielzeit: 53:00

Alexis
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Beitrag vom 29.10.2011
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