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STONE SOUR - Audio Secrecy
Label: Roadrunner Records |
Nach einem kurzen Intro, das sogleich den Namen des Albums trägt folgen mit „Mission Statement“ und „Digital (Did You Tell)“ gleich 2 Nummern, die rockig im Stil der Vorgängeralben reinfetzen, sehr melodisch, absolut easy going, ganz rund und auch für Freunde weniger harter Musik angenehm zu lauschen.
Während das darauffolgende „Say You´ll Haunt Me“ im Stil einer klassischen Rockballade mit modernen Einflüssen bezeichnet werden kann, fällt bei „Dying“ die moderne Komponente komplett weg, was dem Song mit Sicherheit zum absoluten Lieblingstitel der Emos und Girlies in unseren Reihen macht. „Let´s Be Honest“ und „Unfinished“ behandeln dann das gleiche Thema der unerfüllten, unglücklichen Liebe, allerdings doch wieder deutlich rockiger, absolut sauber und zielgerichtet produziert.
Als fünfter Anwärter auf eine Kuschelrocknominierung, und mit den allerbesten Karten dafür, aufgrund eines Pathos, bei dem selbst SEAL alle Mühe hätte um ihn an Schmalzigkeit zu übertreffen, reiht sich das herzzerreißende „Hesitate“ ein und zwingt mich die CD Hülle nochmals zu kontrollieren, ob da auch wirklich STONE SOUR aus den Lautsprechern dröhnt und sich meine Freundin nicht eventuell einen kleinen Scherz erlaubt hat. Klar, der Song gefällt, aber ehrlich gesagt, während „Patience“ zu den viel zu engen Radlerhosen von GUNS N´ ROSES Schmusebarden Axel gepasst hat, ähnelt „Hesitate“ eher dem Gurkerl im Cheeseburger einer bekannten Gourmetrestaurantkette: Etwas deplaziert im Gesamtkonzept, gerade wenn man bedenkt, dass selbige Person auch Hassbrocken wie „Wait And Bleed“ trällert. Dachte ich mir zumindest bis dahin, denn, um es vorweg zu nehmen, „Hesitate“ passt wunderbar auf dieses Album, doch lest einfach weiter...
„Nylon 6/6“ geht aufgrund der Schockbewältigung etwas unter, und gerade als man glaubt man hat nur abstrakt geträumt, schießen STONE SOUR „Miracles“ und „Pieces“ nach, was mich beinhart dazu bringt beim nächsten Blumenlieferanten einen Strauß für mein Herzblatt zu ordern. Fast, Gott sei Dank ist Sonntag und die Läden haben geschlossen. „The Bitter End“ als „zwar-immer-noch-soft-aber-immerhin-mit-anständig-dumpf-verzerrten-Gitarren-Song-mit-erhöhtem-Tempo“ reißt mich dann glücklicherweise aus der lethargischen Phase, bevor „Imperfect“ mich endgültig dazu bringt am liebsten sofort zum Friseur zu gehen, mir den Bart zu stutzen, den Rollkragenpulli auszupacken, die Kutte gegen ein anständiges Sakko zu tauschen und die Lederstiefel durch Halbschuhe aus gutem Haus zu ersetzen.
„Threadbare“ als Abschlussnummer hingegen interpretiere ich als Vergangenheitsbewältigung in Bezug auf das tragische und viel zu frühe Ableben von Corey´s und James´ Bandkollegen von SLIPKNOT, Paul Gray, dem auch dieses Album gewidmet ist.
STONE SOUR haben mit „Audio Secrecy“ ein Album geschaffen das absolut fehlerlos produziert wurde, dessen Nummern auch allesamt auf Ö3 durchlaufen könnten, und genau das stört ein wenig. Zu glatt, zu weich kommt das Gesamtwerk daher, wer aber ein paar schöne Stunden bei Kerzenschein verbringen möchte, soll sich das Teil auf jeden Fall zulegen und als Backgroundfüller durchlaufen lassen. Die Songs sind allesamt großartig geschrieben, aber für meinen Geschmack ist es eben einfach viel zu viel zu viel zu viel Schmus auf einmal, selbst für ein Rockalbum.
Noch ein kleines Nachwort zur Bewertung um „Audio Secrecy“ besser verstehen zu können: Der Metaller in mir würde 2/7 Punkten hergeben, der Musikliebhaber 6/7, was mich zu einem (fairen?) Treffen in der Mitte bringt.
www.stonesour.com
Beitrag vom 07.11.2010 Zurück
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