Selten aber doch kommt es noch vor, dass Norwegens düstere Wälder die eine oder andere musikalische Perle freigeben, die sich mit den Meisterwerken aus den Frühneunzigern messen kann. Die erst im Winter 2006 von Gitarrist Erlend Antonsen gegründete Band NATTSOL zählt definitiv zu diesen Perlen. Obwohl man bislang weder mit irgendwelchen Veröffentlichungen oder Liveauftritten auf sich aufmerksam machte, konnte die Band einen Vertrag mit Prophecy/Lupus Lounge unterzeichnen. Dass NATTSOL sich den Vertrag redlich verdient haben, zeigt sich schon beim ersten Stück. Der Höhrer ist sofort an das legendäre ULVER-Debüt „Bergtatt“ erinnert. Hier passt einfach alles zusammen. Die verträumten Akustikgitarren, die zumeist schleppenden, melodischen Schwarzmetallpassagen, der Wechsel zwischen Black Metal-Gekrächze und melancholischem Klargesang, der jenem von Garm in keinster Weise nachsteht. In dieser Tonart geht es mit den folgenden Stücken weiter, lediglich der letzte Song fällt durch den (übrigens sehr gelungenen) Frauengesang und der auf Akustikgitarren und Flöten beschränkten Instrumentierung etwas aus dem Rahmen.

NATTSOL setzen auf „Stemning“ also musikalisch genau dort an, wo ULVER mit „Bergtatt“ aufgehört haben und entführen die Hörerschaft auf Pfade, die manche der älteren Hörer schon bewandert und mittlerweile vielleicht auch schon vermisst haben. Sicher kann man den fünf Herren und der Dame dadurch nicht unbedingt Eigenständigkeit bescheinigen, aber von einer Kopie lässt sich auch keineswegs sprechen. „Stemmning“ ist vielmehr das Album, welches ULVER nach „Bergtatt“ hätten aufnehmen können, wenn sie nicht vom Konzept her danach eine reine Folkscheibe und ein Old School-Black Metal Album geplant hätten. Trotz der zweifellosen Qualität dieser Scheiben war, wie ich selbst weiß, bei vielen Hörern das Interesse an einer Fortsetzung von „Bergtatt“ definitiv vorhanden, insofern das Album ja nur gut eine halbe Stunde lang war. Sicher wurde man mit Bands wie ENSLAVED, BORKNAGAR oder VINTERSORG entschädigt, da aber auch diese ihren eigenen Stil hatten, konnte diese Lücke nun erst 15 Jahre später von NATTSOL wirklich geschlossen werden.

Fazit: Für Fans der frühen ULVER und Freunde des naturverbundenen Black Metals ein absoluter Pflichtkauf!