Von Italien hätte ich so einiges erwartet, aber das? - CHAOSWAVE überraschen mich in vielerlei Hinsicht mit ihrer ganz eigenen Interpretation des Modern Metal. Die Truppe veröffentlichte bereits 2008 ihr zweites Werk „Dead Eye Dreaming“, das mich direkt in seinen Bann zog.
Anfangs lief die Platte nur so nebenbei und berührte mich wenig, doch nach ein paar Durchläufen, ergriff mich das vielschichte Werk von CHAOSWAVE immer mehr. Heftiger Modern Metal, mit starkem Gesang, bei dem sie auf die typischen Screams verzichten und sich somit schon mal von der Masse absetzen, trifft auf starke Leads, tonnenweise Hooks und eine großen Spielfreude. Der abwechslungsreiche Gesang von Fabio schwankt zwischen aggressivem und einfühlsamen Vocals, der aber immer im cleanen Bereich bleibt und wird außerdem tatkräftig von Kollegin Giorgia unterstützt, die sehr gut in den Sound der Italiener passt.
Musikalisch geht es nicht weniger abwechslungsreich zu, denn während der treibende Opener mit seinem modernen Riffing noch etwas skandinavisch anmutet, in der Strophe thrasht und im Chorus mit einem starken Lead daher kommt, kann „A March For The Dying“ mit heftigem Riffing und eindringendem, stampfendem Tempo ganz andere Akzente setzen. Die geniale Power-Ballade „Blind Eye Focus“, die dem Crossover á la SOAD zugeschrieben werden könnte, ist fesselnd und einfühlsam zugleich und lässt einen für knappe fünf Minuten der Realität entschwinden. „Dead Eye Dreaming“ holt einen aber sofort zurück in die Wirklichkeit. Abgehacktes Riffing und Doublebass sorgen für leichtes Industrial Feeling und bei „Rise“ grüßen plötzlich MORBID ANGEL aus dem Anfangsriff, um dann aber in einen eingängigen Banger umzuschlagen, der es einem einmal mehr schwer macht, die Jungs und Dame in eine Schublade zu schmeißen.
Man hört aus sämtlichen Tracks, in denen durchgehend das starke Niveau gehalten wird, dass CHAOSWAVE sich sehr viel Mühe beim Songwriting gegeben haben und damit fabelhafte Arrangements zusammenzimmern konnten. Die Tracks sind spannend, unvorhersehbar und eingängig zugleich – ein Kunststück, das nicht viele so schön hinbekommen. Alle Tracks zu beschreiben würde wohl sehr viel Zeit brauchen, die ich lieber ins Hören dieser Scheibe investiere. Checkt das Teil an – die Entdeckung des Jahres auf diesem Sektor, mit enormer Suchtgefahr! Nur an der Produktion könnte man noch etwas arbeiten, da wäre etwas mehr Druck schön gewesen, wenn auch der rohe Sound zu gefallen weiß.
Nicht unbedingt essenziell, aber unterhaltsam ist noch der Coversong „No Limit“ von 2 UNLIMITED, die in den 90ern auf VIVA, MTV und Konsorten auf und ab liefen und damit die Jungend verderben wollten.
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