ENEMY OF THE SUN - Shadows
Label: Massacre Records
“Power on?” - “Power … on.” Mit diesen einleitenden Worten zum Song „Emptiness“ wird man dezent darauf hingewiesen, was einen in der nächsten knappen Stunde erwartet, jedoch ist die Zeit zum Andersüberlegen zu kurz – schon brettert ein Riff untermalt von einem markdurchdringenden Schrei durch die Boxen, was innerhalb von geschätzten 0.271s spontanes Propellerheadbangen im heimatlichen Wohnzimmer verursacht. „Power ON?“ Gerne!

Mit dem vorliegenden Album „Shadows“ ist Waldemar Sorychta wohl einer der Wegweiser des heutigen Thrash Metal gelungen. Der ehemalige Gitarrenmeister von Grip Inc., welche vielleicht einige Leute bei der bloßen Erwähnung des Bandnamens in Verzückung geraten lassen, hat hier sein Repertoire und das seiner Mitstreiter derart gekonnt in Songs verpackt, dass das bloße Anhören der Scheibe den Adrenalinspiegel in die Höhe schnellen lässt. Nach dem ebenfalls mitreißenden Titel „Burning Bridges“, kommt mit „Lives Based On Conflicts“ eine Überraschung, die sich aber durchs ganze Album zieht: Einflüsse aus dem Flamenco und allgemein süd(öst)lichen Gefilden wurden, wie auch in den Songs „Feel The Beating“ oder „Brain Sucking Machine“, verstärkt eingebracht und laden uns ein, zu „Middle Eastern meets Thrash“–Klängen abzugehen – grandiose Idee, welche sich auf Festivals sicher mehr als gut macht. „Clearly Surreal“ zieht auch in dieselbe Richtung, „Carousel“ hingegen geht wieder ähnlich „grad in die Fressn“ wie der Einstiegstrack. Ein großes Lob an dieser Stelle an den Sänger Jules Näveri – dieser Mann hat eine Abwechslung in seinen Vokalauftritten, wie sie manche Frau gerne in ihrem Kleiderschrank hätte. Mal melodisches Geschrei und tiefes Gegrowle, dann keift der Junge wieder ins Mikro, um im nächsten Moment wieder mit klarem Gesang zu einem Mitschunkler einzuladen. Hut ab vor diesem Mann!

Natürlich macht auch der Rest der Meute keine Gefangenen - hier sind keine Anfänger am Werkeln, was sich an der Präzision der eingeklopften Stücke bemerkbar macht. Mitunter ist auch dies einer der Hauptgründe, warum sich die Platte auch nach zigmaligem Anhören immer noch sehr gut macht und einfach niveaumäßig nicht abfällt – diese 13 Songs machen nunmal Spaß ohne Ende! Sofern man denn irgendwas an diesem Album ankreiden wollte, dann vielleicht den Gesamtsound, der etwas zu bassig und etwas zu sehr auf druckvoll hingeschraubt wurde, was aber nur die Transparenzfetischisten stören wird. Die experimentellen Einsprengsel finden im Song „Liar“ und in den folgenden ihren Höhepunkt – der gute Waldemar wagte, wie oben schon erwähnt, mehrere Blicke über den Genre-Tellerrand, was sich absolut positiv bemerkbar macht. Nach „Lost In Time“, der Finalnummer, die sich live mit Sicherheit zum Wahnsinnsknaller entwickeln wird und kein Titel besser als furioses Ende für diesen Silberling geeignet sein könnte, wird man mit Sicherheit nicht den CD-Schacht öffnen, sondern sich diesem Werk wieder und wieder hingeben – alles andere wäre höchst bedenklich. Abschließend bleibt mir zu diesem Album nur noch eines zu sagen: Entbehrst du sie noch oder hörst schon? Absolute Kaufempfehlung!


Review von Gastautor hellllli

www.enemyofthesun.com


7 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Emptiness
2. Burning Bridges
3. Lives Based On Conflicts
4. Clearly Surreal
5. Carousel
6. Twenty Three Feet
7. Feel The Beating
8. Satsfied By Ego Purpose
9. Brain Sucking Machine
10. Weak
11. Liar
12. Lost In Time
Gesamtspielzeit: 53:39

hellllli
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Beitrag vom 28.06.2009
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