Power Metal mit Progression oder Prog-Metal mit viel Power im Arsch, jeder wie er es sehen will. Aber definitiv passen beide Beschreibungen zum starken Debüt von FLASHBACK OF ANGER. Was man aber sofort hört, ist dass diese Sextett aus dem Land des Stiefels kommt, aber ungewöhnlich ist aber, dass sie zum Aufnehmen der Songs bei uns auf der Durchreise waren und sich gleich bis nach Hamburg durchgeschlagen haben, wo sie mit den Power Metal Heroen Kai Hansen und Dirk Schlächter von GAMMA RAY zusammenarbeiteten.

Herausgekommen ist dabei, soviel schon vorweg, ein starkes progressives Album mit viel Pfeffer im Arsch, der richtigen Menge an Gefühl und schönen Melodien, und dies alles auf Top-Niveau. Nach dem schönen Intro „By The Gates Of My Dreams“ (der Titel ist treffend gewählt), eröffnen die Italiener mit einer saftigen Power Metal Packung namens „All I Have“, mit starkem Riffing, unterlegt von erst flitzenden, aber dann bald atmosphärischen Keyboards und einem gefühlvollen Chorus und vereinen somit schon fast alle Elemente mit dem vor Spielfreude strotzenden Opener. Mit der Zeit wird das Album dann noch eine Spur progressiver und auch klassische Elemente, von denen sich auch die Landskollegen RHAPSODY bedienen werden oftmals eingesetzt, wirken aber nie aufdringlich oder frickelig. Die Songs sind trotzdem immer sehr schön zugänglich, obwohl die Strukturen durchaus ausgeklügelt sind. Fronter Alessio Gori klingt auch recht italienisch und kann den einen oder anderen vielleicht etwas durch seine hohe Stimme irritieren, aber er meistert trotzdem die luftigen Höhen, ohne jemals die Schmerzgrenze zu durchbrechen, kann sich somit aus der Masse gut hervorheben und sich auch dementsprechend in den Sound einfügen. Soundtechnisch könnte man sich vielleicht eine Mischung aus SYMPHONY X, den genannten Hollywood Metallern und SONATA ARCTICA vorstellen, aber dann doch wieder irgendwie so gar nicht. Schwer zu beschreiben, doch eine eigene Nische haben sie jedenfalls damit gefunden. Das starke Album gipfelt schon in der Mitte mit dem Über-Titeltrack „Splinters Of Life“, der heftig beginnt, eine ungemein spannende Atmosphäre verbreitet und mit einem Hang zur Dramaturgie und teils verträumt in einem genialen Chorus überschäumt. Auch hier finden wir klassische Anteile, die in den Soli stark zum Tragen kommen. Alessio gibt alles und singt verdammt abwechslungsreich, mal mit drohender Albtraumstimme, dann wieder mit Sirene oder entflieht wieder in die Lüfte und auch einen Gänsehaut erzeugenden Chor gibt es gen Schluss akustisch zu bestaunen.

Trotz der vielen Keyboards, die diese schöne Atmosphäre erzeugen, kommt aber auch das Gitarrenduo Cercato/Bonini nicht zu kurz und fächert einen breiten Soundteppich mit starken Riffs, die auch oftmals zum Headbangen auffordern. Gerade bei der Up-tempo Nummer „Back In The Nightmare“ brillieren die zwei Flitzefinger, während beim abschließenden „Flashback Of Anger“ das klassische Piano wieder mehr zum Einsatz kommt. Jeder Song somit seine Momente und einen schwachen kann ich sowieso nicht finden.

In Italien ist mit FLASHBACK OF ANGER eine verdammt passionierte und talentierte Band am Start, die mit „Splinters Of Life“ ein Debüt auf einem professionellen Level abliefern, von dem viele Bands nur träumen können. Absolut Pflicht für Fans der genannten Bands und die Power Metal, der intelligent ist und unter die Haut geht, mögen. Diese sollen sich das Teil auch besorgen.