THE AGONIST - Lullabies For The Dormant Mind
Label: Century Media
Diverse Melodic Death bzw. Metalcore Bands mit Sängerinnen für die Cleanparts sprießen ja derzeit wie Schimmel auf einem wochenalten Butterbrot hervor. Ein Trend, den allzu viele mittelmäßige Bands für sich zu nutzen versuchen. DAS trifft jedoch nicht auf THE AGONIST zu. Erstens übernimmt Alissa White-Gluz neben dem Cleangesang ebenso die Growls sowie die Screams und zweitens scheinen THE AGONIST nicht im Geringsten daran interessiert zu sein, ihre Songs auch nur irgendeinem Trend unterzuordnen.

Mit ihrem neuesten Geniestreich stellen die fünf Kanadier einmal mehr klar, dass sie durchaus das Potential haben, ganz oben mitzumischen. In ihrem zweiten Album „Lullabies For The Dormant Mind“ steckt neben schier grenzenloser Power auch Atmosphäre, Variation und technisch hohes Niveau. Frau White-Gluz’s Organ ist in all seinen beherrschenden Gesangsstilen einfach unglaublich! Die bereits erwähnten Growls und Screams sind derart von Druck und Aggressivität geprägt, dass sich Szenegrößen wie Angela Gossow in Acht nehmen sollten, denn diese Powerfrau hat scheinbar Stimmbänder wie Stahlseile. Ganz zu schweigen vom Cleangesang, der gerne mal nur im Hintergrund als Untermalung harter Riffs zu hören ist, aber auch oft Verwendung in den Refrains findet. Hier schreckt die Sängerin nicht einmal vor den höchsten Tonlagen zurück, die sie mit Bravour und ohne hörbare Anstrengung meistert. Wer jetzt denkt, dass dabei Kitsch-Passagen oder gar Emo-artige Gesangslinien zum Zuge kommen, hat sich mächtig geschnitten, denn bei all den soften Einwürfen klingt diese Band niemals kitschig oder aufgesetzt. In Sachen Gesangsstärke sind die Herrschaften aus Montreal einfach ganz klar ganz weit vorne.

Aber THE AGONIST wären nicht THE AGONIST, wenn nicht auch ihre Rhythmusfraktion eine wahre Instrumentalfront bilden würde. Hier wird gerifft und gedroschen bis sich die Balken biegen. Fünf bis zehn Riffs pro Track gehören auf „Lullabies For The Dormant Mind“ scheinbar zum Standardprozedere. Wobei der Solofan auf diesem Longplayer auch nicht zu kurz kommt, denn Danny Marino schredded und sweept ohne Rücksicht auf Verluste. Die Drums strotzen nur so vor Fill-Ins und BlastBeat-Attacken und geben den ein oder anderen einfacheren Riff eine satte Prise Dynamik. Gleich vom ersten Track an wird gehörig aufs Gaspedal gedrückt. Verschnaufpausen gibt’s während des ganzen Werkes nur eine einzige, diese wird dem Hörer dafür in Hochglanz präsentiert. Die Rede ist vom Stück „Swan Lake Op. 20 - Scene, Act 2, #10 Tchaikovsky (A Cappella)“. Wie es der Name schon verrät, handelt es sich hierbei um eine A Capella Version eines Ausschnitts aus Tchaikovsky’s Werk „Der Schwanensee“. Im Alleingang von Alissa White-Gluz geträllert, gleicht dieser Track einem glänzenden Diamanten umgeben von tonnenweise Schwermetall. Natürlich ist dieser Ausflug in die Klassik alles andere als Metal, doch jeder noch so harte Metalhead muss sich zugestehen dass dieser Track Gänsehaut aufkommen lässt. Besagte Metalheads kommen dafür gleich beim darauffolgenden Song, „The Sentient“ wieder auf ihre Kosten, denn hier wird in gewohnter MelodicDeath-Manier wieder geholzt was das Zeug hält.

Zusammenfassend lässt sich „Lullabies For The Dormant Mind“ als sehr modernes, sehr sauber produziertes, gut durchdachtes und technisch sehr starkes Werk beschreiben.
Die Variationsgier auf diesem Album ist unüberhörbar. Oft klingt ein Song gegen Ende hin gerne mal völlig anders als er es zu Anfang tat. Klare Songstrukturen sind eher selten zu finden. Wobei wir auch schon beim einzigen Manko auf diesem Spitzenklasse-Werk wären. Denn schwer zu verdauen sind diese 11 Tracks allemal. Wem dies egal ist, dem kann ich dieses Hammerwerk mit bestem Gewissen empfehlen.

www.theagonist.net


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. The Tempest (The Siren´s Song, The Banshee´s Cry)
2. …and Their Eulogies Sang Me To Sleep
3. Thank You, Pain
4. Birds Elope With The Sun
5. Waiting Out The Winter
6. Martyr Art
7. Globus Hystericus
8. Swan Lake, Op. 20 – Scene, Act 2, #10 – Tchaikovsky (a Cappella)
9. The Sentient
10. When The Bough Breaks
11. Chlorpromazine
Gesamtspielzeit: 43:38

Doano
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Beitrag vom 12.04.2009
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