BLUE SKIES BRING TEARS - Anomaly
...ein blauer Himmel bringt Tränen... zumindest wenn es nach Gitarrist, Sänger und Hauptsongwriter Niklas Ottosson geht. Dieser Tage wird das Debüt der Band, welches schlicht „Anomaly“ betitelt wurde, unter das Volk gebracht und kann für Interessierte direkt bei der Band käuflich erworben werden – dazu aber später mehr.

Die Anfänge der Band aus Västervik gehen zurück in den frühen Frühling des Jahres 1999, in welchem die Band sich noch dem Alternative Rock verschrieb und Einflüsse von NIRVANA und den SMASHING PUMPKINS in ihre Songgerüste flocht. Nach mehreren musikalischen Kurskorrekturen und wechselndem Line Up wurde Nick zur treibenden, komponierenden Kraft und besetzte auch den verkannten Posten hinter dem Mikroständer. Die ersten „neuen“ Songs, welche dann auch erstmals unter dem Namen BLUE SKIES BRING TEARS erklingen sollten waren „Faded“, „Incomplete“, „Displaced“, „Anomaly“ und der Track „Pain“, von welchen auch fast alle den Weg auf diese erste silberne Scheibe fanden.

Nach langer Rede nun zum Werk selbst… „Anomaly“... Besonderheit, Abweichung, Anomalie... Die Besonderheit auf diesem Album ist wohl die Tatsache, das die Schweden das Album in Eigenregie veröffentlichen und noch keinen Plattendeal ihr eigen nennen können, werden hier doch zehn wahre Perlen geboten. Als Opener fungiert „Constancy“, welches auch gleich die Marschrichtung des Albums vorlegt und auch eines seiner Trademarks, nämlich konstante Melancholie, welche den geneigten Hörer sofort in seinen Bann zieht. In erster Linie liegt dies wohl an der angenehmen Stimme von Sänger Nick, welche musikalisch in einer schwermütigen Melange aus Rock und doomigen Momenten vereint werden kann, in der auch progressive und experimentelle Momente ihren Platz finden. Die Songs des Schwedenvierers sind ganz klar melancholischer Natur, ihnen dies abzusprechen wäre ganz klar gelogen; jedoch besitzen ihre Songs im Gegensatz zu den meisten Ergüssen anderer Bands dieses Genres nicht diese über allen Noten schwebende „Hoffnungslosigkeit“. Also kann man auch gern mal an einem verregneten Tag wie dem heutigen zu „Anomaly“ greifen, ohne sofort nach der (für sich persönlich) am besten geeigneten Methode zu suchen, dem eigenen Leben ein Ende zu setzen.
Eines sei aber vorneweg gesagt, das Album braucht ein wenig Zeit; man muss sich auf die Songs einlassen und sie auf sich wirken lassen – der Hörer bekommt hier keine easy listening Mucke geboten die sofort “knallt“. Lasst euch fallen, hört auf die Details und ihr bekommt für lange Zeit etwas geboten; allein das Endstücke des Songs „Displaced“ kann zu einer wahren Fundgrube werden und zeigt wie „dicht“ der Sound von BSBT auch sein kann, hier passt alles! Beim darauffolgenden „Pain“ wird einmal mehr die Bandbreite von Nicks Vocals unter Beweis gestellt, dem das musikalische Können der restlichen Bandmitglieder aber in nichts nachsteht.
Einer der ersten Höhepunkte des Albums ist der Song „Faded“ der zu gleichen Teilen mit Härte und Fragilität zu überzeugen weiß; so startet er verhältnismäßig hart, aber es kommt zu einem baldigen Umschwenken. Generell steht der Song in der Dualität zwischen diesen beiden Polen in der sich auch der Gesang vollends entfalten kann. Das folgende „Depravation“ startet irgendwo zwischen LAKE OF TEARS, positiven Vibes und einer Flasche Bier unter blauem Himmel… Und dann nach rund vier Minuten diese Melodie …aaahhh die kenn ich doch… aber irgendwie will mein Kopf die Parallelen nicht preisgeben… ganz klar schwedische Mucke… ob es jetzt an meinem Alter liegt oder einfach daran das ich die Scheibe einfach schon so oft gehört habe sei dahingestellt; für Anregungen zur Lösung dieses Rätsels bin ich jedoch offen…
Auch der Song „Statues“ kann leichte LAKE OF TEARS Anleihen nicht verleugnen, jedoch sollte man dies nicht als zu offensichtlich und vordergründig nehmen, da die Band vollkommen andere Wege einschlägt als ihre Landsleute. Der Song ist eines von zwei Instrumentalen der Scheibe, besitzt jedoch auf der bandeigenen Homepage sehr wohl Lyrics, insofern ein Rätsel - handelt es bei diesem Song nun ursprünglich um ein Instrumental oder war der Song ursprünglich mit Gesang gedacht... Fragen über Fragen; hoffentlich kann ein baldiges Interview diesbezüglich etwas Licht ins Dunkle bringen.

„For You…“ zieht dann das Tempo nach diesen ruhigeren Momenten wieder an und gehört zum härteren Material der Scheibe. Der Song lässt trotz seiner Länge von über sieben Minuten keine Langeweile aufkommen; zu viel passiert in diesem Song, der ebenfalls bestens als Anspieltipp fungiert. Ein kleines Déjà-vu-Erlebnis gibt es dann am Anfang von Track Nummer Acht „Eternity“, dessen erste Töne ANATHEMAs „A Silent Enigma“ in den Sinn kommen lassen und mit zum emotionalsten Darbietungen der Scheibe gehört und damit auch in den Top Drei des Debüts landet. Der Titeltrack bringt dann alles noch einmal auf den Punkt und erweitert die Riege der Anspieltipps um einen weiteren Song, da auch hier wieder das Spektrum der Vocals mehr als eindrucksvoll ersichtlich wird.
Ich frage mich gerade, ob ich gerade einen neuen Favoriten auf dem Album gefunden habe…

Zum abschließenden Geleit, folgt noch ein knapp zwei minütiges, unbetiteltes Klavierinstrumental, das insofern etwas aus dem Rahmen solcher Lieder fällt, aber gerade dadurch wieder die Band wiederspiegelt, da die Band im Allgemeinen mit herrkömmlichen bzw. gewöhnlichem bricht. Der Song ist einfach – doch zerbrechlich, melancholisch und doch bricht er mit dieser in den eingefügten, künstlichen „Tonhängern“ im Song und auch das künstlich hinzugefügte Hintergrundrauschen trägt seinen Teil dazu bei. Die Band weiß einfach was sie will und wie sie dies bewerkstelligt; man merkt bei dem Album sehr schnell das hier harte Arbeit dahinter steckt, somit alles andere als ein Schnellschuss abgeliefert wurde und Musiker am Werk sind die klare Vorstellungen haben, was sie verwirklichen wollen. Liebhaber von Ville Vallo (damit meine ich Liebhaber seiner Stimme und nicht in erster Linie die von H.I.M. oder seiner Person selbst), können sich freuen, weil Nick noch in Tiefen seiner Stimme taucht, in die eben erwähnter, bekannter Sänger aus Finnland leider zumeist nicht mehr findet...

Ich bin kein sonderlicher Freund von Schubladisieren, Kategorisierung und was weiß ich sonst noch… Was ich weiß ist, das dieses Album sicherlich ihren Weg zu der einen oder anderen Plattenfirma finden wird und das Quartett wahrlich stolz auf die Arbeit die hinter dem Album steckt sein kann. Fans von KATATONIA, ANATHEMA, LAKE OF TEARS, BAY LAUREL und sonstigem rockigem und auch melancholischem Material können hier bedenkenlos zugreifen und sich die Scheibe direkt über die Bandhomepage bestellen. Das dazugehörige „How To“ findet man auf der bandeigenen MySpace Seite – hier mal die EU-relevante Kurzfassung der Infos:
There are a few different ways of going about order a CD. The easiest way is to add the price to our paypal account (nickottosson[at]hotmail.com).Add your adress in the information field along with the payment.

If you do not have a paypal account and do not wish to get one, you can email us and we will see if we can arrange it some other way!
The prices for the CDs are as follows;
USD 13$ + 7$ postage
EUR 10€ + 5€ postage
SEK 100sek + 20sek postage

www.myspace.com/blueskiesbringtears1

www.blueskiesbringtears.com


7 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Constancy
2. Displaced
3. Pain
4. Faded
5. Depravation
6. Statues
7. For You...
8. Eternity
9. Anomaly
10. 1:49
Gesamtspielzeit: 54:38

Harald
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Beitrag vom 29.03.2009
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