Der erste Eindruck, den das Zweimann-Projekt PLACES OF POWER an den Tag legt, schwankt zwischen „Wow, ist das BON JOVI?“ und „Wann ist diese Scheibe nochmal rausgekommen?“. Denn in der Tat scheinen Bruce Turgon (ehemals FOREIGNER) und sein langjähriger Freund Philip Bardowell (ehemals CRISS) mit ihrem Musikstil gut 20 Jahre zu spät zu sein. In den Glanztagen des Glam- und Melodic Rock's wäre dieses Duo mit diesem Album nämlich ganz weit vorne dabei gewesen. Rockige Gitarrenriffs, sphärische Keyboardeinlagen und hammerstarke Vocals zeichnen „Now Is The Hour“ aus.

Die straighten Basslines, die dezenten, nicht zu sehr in den Vordergrund gerückten Gitarren und die starken Refrains sind in Massen auf dem Debutalbum vorhanden, genauso wie es auf einem typischen Melodic Rock-Album auch sein sollte.

Leider können die zwei Kalifornier das Niveau der ersten Tracks auf der Platte im Mittelteil nur sehr schlecht halten, was eine Reihe schleppender Songs zur Folge hat. Ständig gleiche Keyboard Intros, minutenlanges Gedümpel in Kitschstrophen und auch die Eingängigkeit der an und für sich stark inszenierten Refrains lässt stellenweise zu wünschen übrig. Gegen Ende des Albums geben PLACES OF POWER jedoch nochmal richtig Gas, und zeigen, dass sie pures 80er Flair mindestens genauso gut wie damalige VAN HALEN oder MÖTLEY CRÜE aufkommen lassen können. Die letzen drei Nummern hinterlassen mit einer üppigen Portion Eingängigkeit und mächtig Feuer unterm Hintern, bleibenden Eindruck. Da muss man einfach mit dem Kopf nicken. Stimmung wird mit „Now Is The Hour“ massenhaft übermittelt. Sei es melancholisch- traurige Stimmung wie bei „I Live For You“ oder typisch coole Angeber-Stimmung wie bei „Path Of The Last Resistance“.

In der Musikwelt von heute wird immer mehr Abwechslung, Innovation und Vielseitigkeit gefordert, wobei PLACES OF POWER leider keine dieser Eigenschaften bieten, aber – wohlgemerkt – auch nicht bieten müssen. Denn obwohl die Band an sich neu ist, klingt sie wie eine Urgesteinband, die schon etliche ausverkaufte Stadientourneen hinter sich hat, und es auf keinen Fall nötig hat, irgendeinem Trend zu folgen.

Wer auf zeitlose Musik steht, ist mit „Now Is The Hour“ bestens bedient. Tadellose Produktion, starke Attitüde und viel Erfahrung ergeben wunderbar straighten Melodicrock, der an die guten alten Zeiten erinnert, wo Rockmusik einfach noch Rockmusik war.