Das Schöne am CD-Review schreiben ist ja, dass einem hin und wieder Platten von Bands unterkommen auf die man sonst mit großer Wahrscheinlichkeit nicht gestoßen wäre.
Die schweizer Eidgenossen KEHLVIN fallen in diese Kategorie.

Neben dem Fakt, dass hier die Hausaufgaben in Sachen Produktion und Artwort mehr als professionell erledigt wurden, glänzen KEHLVIN auch mit großartiger Musik. Auf der Holy Cancer EP wird progressiver atmosphärischer Hardcore geboten der den Vergleich mit Größen wie ENVY, ISIS, MONO, BURST aber auch ZOZOBRA oder den deutschen Nachbarn ESCAPADO nicht zu scheuen braucht und diesen sogar auf Augenhöhe begegnet.

Schon der zwölfminütige Opener „Le Barnacle“ überzeugt mit ausgefeilten Songwriting und tollem Laut- und Leisespiel fernab aller „Zuckerbrot und Peitsche“- Klischees. Auch die auf der Tracklist nicht anscheinenden Intermezzi 2, 4 und 6 glänzen mit geschickt platzierten und aufeinander abgestimmten Doom, Dub,- und Acoustic- Elementen.
Das brutale und relative knapp gehaltene „God As Mere Intentional Object“ überzeugt ebenso wie das monumentale und beinahe episch ausufernde „Atheist Hope.“
Eine Tour de Force deren Genuss bei gedämpften Licht über Kopfhörer dringend angeraten ist und eine Platte die den idealen Soundtrack für frostige nebelige Novembertage bietet.

Wäre dies alles nicht schon Kaufantrieb genug legen KEHLVIN dem geneigten Käufer der EP, die mit einer Länge von fast 40 Minuten durchaus als Full-length-Album durchgehen würde, auch noch eine Live-DVD bei. Diese ist aber kein liebloser Anhang, sondern kann nicht nur mit mehr als einer Stunde Impressionen der Bühnenfähigkeiten von KEHLVIN aufwarten und überzeugt auch noch mit gutem Bild und Ton.