Mit „Frostnacht“ haben die deutschen Pagan/Black Metaller HELRUNAR bereits ein Meisterwerk vorgelegt, dass nur mehr äußerst schwer zu übertreffen schien. Seitdem Informationen zum Nachfolger die Runde machten, stieg daher bei mir die Spannung Tag für Tag, bis endlich die Promo von „Baldr Ok Iss“ in meinem Postkasten lag. Also nichts wie rein in den Player! Mit dem Opener beziehungsweise Intro „Dickichtgott“ legt man atmosphärisch los, Akustikgitarren, Schlagzeug, gesprochene Passagen, dann kommt eine elektrische Gitarre dazu, die Spannung baut sich langsam auf, bevor man mit „Loka Lögsaga“ mit dem gewohnt schnellen und melodischen Pagan Black Metal loslegt. Damit macht genau dort weiter, wo „Frostnacht“ aufgehört hat, die Songs sind bis ins letzte Detail perfekt arrangiert, nichts wurde dem Zufall überlassen. Gesanglich wird Abwechslungsreichtum geboten, Black Metal-Gekeife wechselt sich mit hymnischem Klargesang ab. In dieser Tonart geht es weiter, die für HELRUNAR typische eisige Atmosphäre wird musikalisch perfekt eingefangen, die kurzen akustischen Zwischenspiele wirken dabei wie Sonnenstrahlen an einem bitterkalten Wintermorgen.

Konzeptionell beschäftigt sich die Band weiter mit nordischer Mythologie, diesmal liegt der Hauptfokus auf dem Dualismus der beiden Mächte Feuer und Eis. Ebenso hoch wie der musikalische Anspruch ist der textliche, so wurden die Texte diesmal teilweise auf altnordisch verfasst. Sänger Skald Draugir bemühte sich auf dem Outro „Baldrs Draumar“ den Text so vorzutragen, wie es seiner Meinung nach früher ein Skalde getan hätte. HELRUNAR heben sich damit wohltuend von den Wochenendheiden mit Trinkhörnern und ohne Plan von nordischer Mythologie ab und zeigen, dass man auch gänzlich unklischeehaft an dieses Konzept herangehen kann.

Als Kurzbeschreibung von „Baldr Ok Iss“ möchte ich den Standardauspruch von Mr. Spock aus Raumschiff Enterprise bemühen: Faszinierend!