Ebenso wie die Labelkollegen von GENTLEMANS PISTOLS klingen die Schweden WITCHCRAFT genauso, als hätten sie die letzen dreißig Jahre tiefgefroren verbracht und wären erst jetzt wieder aufgetaut worden. Beim Anhören von „The Alchemist“, dem mittlerweile dritten Album der Gruppe, fühlt man sich in jene Zeit zurückversetzt, in der es Musik noch auf großen schwarzen Scheiben gab, die beim Abspielen immer ein wenig knisterten. Musikalisch gibt es Doom Rock im Stile früher BLACK SABBATH und PENTAGRAM, wobei man allerdings zeitweise auch recht psychedelisch wird, was sich besonders im viertelstündigen Titelstück zeigt.

Auf „The Alchemist“ zeigt sich einer der grundlegenden Unterschiede zwischen Musik aus den Spätsechzigern beziehungsweise Frühsiebzigern und heutigem Rock und Metal: Damals ging es nicht darum, so laut und schnell wie möglich zu spielen und die Gitarrenriffs hinter Tonnen von Distortion zu verstecken, sondern um die Songs selber. Heutzutage lassen sich mit einer guten Produktion mittelmäßige Songs kaschieren, was damals eben nicht möglich war. Zum Kaschieren gäbe es bei WITCHCRAFT aber auch nicht wirklich etwas, Songs wie „If Crimson Was Your Colour“ oder „Hey Doctor“ lassen einen unweigerlich mit dem Fuß mitwippen und bleiben sofort im Ohr hängen.

Labelboss Lee Dorian schickt seine Kunden wieder einmal auf eine Zeitreise. Wer GENTLEMANS PISTOLS mochte macht sicher keinen Fehler, sich das WITCHCRAFT-Album als Ergänzung auch noch zu holen.