Wer wie die Jungfrau zum Kind als bislang Unbedarfter zu ILLUMINATE kommt, ist irritiert. Er wird die CD nochmals in die Hand nehmen, nachsehen, ob er wirklich ein Album der genannten Band in der Hand hält. Ja, es ist ILLUMINATE, nicht LACRIMOSA – aber mit ihrem neuesten Werk „Zwei Seelen“ durchaus auf Augenhöhe.
Die Parallelen sind eklatant groß. Diese melancholische Harlekin-Musik, die die Traurigkeit der stets zur Fröhlichkeit gezwungenen, aber tief im inneren zerrütteten clownesken Kameraden widerspiegelt. Es ist einfach etwas anderes. Viele Vertreter dieses deutschsprachigen Genres gibt es nicht. Natürlich steht LACRIMOSA stets an der zuerst genannten Stelle – für diejenigen, die ILLUMINATE bislang nicht im CD-Regal stehen hatten. Man tut dieser Band aber unrecht. Immerhin ist es ihre zehnte Veröffentlichung. Damit gehören sie also zum alten Eisen. Man muss ehrlich sein: ILLUMINATE ist gut. Aber es fehlt der Band an einigen Stellen das Einfühlsame. Die Jungs streuen zwar immer wieder melancholische Zwischenspiele ein. Die sind aber zu rar. Es hätte der Scheibe gut getan, zwischen den triefenden Abgründen Lichtblicke zu geben.
Auch ILLUMINATE setzen auf eine Sängerin. Diesbezüglich ist die Band klar im Vorteil zu den anderen Kollegen, die wir schon genannt haben. Das weibliche Organ ist voller, stabiler in der Intonation. Was beim ILLUMINATE-Sänger weniger der Fall ist. Das tut der Sache keinen großen Abbruch, denn dieses Manko fängt die Truppe durch ein gutes musikalisches Grundgerüst auf: nicht zu hart, aber auch nicht zu weich – genau richtig. Immer wieder sind fremde Elemente eingestreut, wie bei einem der besten Songs, „Es brennt die Welt“, in dem eine Sirene das Unheil hörbar macht. Textlich gesehen setzt auch ILLUMINATE in ihren deutschsprachigen Harmonien auf die Schmach der Liebe, zwischenmenschliche Diskrepanzen und die Wirren der Welt an sich. Insgesamt gesehen ein gutes Album. Wie gesagt: es ist einfach mal was anderes.