Die CD ist drin, los geht’s. Was erwartet einen wohl. Das Cover ist ansprechend. Sieht nach Fantasy-Musik aus. Das Intro führt einen auf die falsche Fährte. Synthie, Opern-Gesang: ein Trugschluss? Nein. MANTICORA haben sich auf „The Black Circus“ mit Untertitel „Part I – Letters“ wirklich dem Fantasy-Metal verschrieben mit einer gehörigen Portion Power. BLIND GUARDIAN bekommen ernste Konkurrenz.
Eine gute Scheibe. Das muss man vorweg sagen. Sie lässt sich kurz umschreiben mit: einfallsreich, versiert, druckvoll. Der geneigte Hörer wird sich aber wirklich an BLIND GUARDIAN erinnert fühlen. Das liegt in erster Linie am Sänger, in dessen Organ Parallelen zu Hansi Kürsch mitschwingen, auch wenn er keinen solchen Wiedererkennungswert und eine solch markante Intonation mit sich bringt. Macht nix, „The Black Circus“ macht trotzdem gehörig Spaß, gerade deswegen, weil das Organ nicht nach Engelsglocken klingt wie bei so vielen anderen Power-Bands der Fall.
Es sind die immer wieder eingestreuten Überraschungsmomente, die die ganze Sache spannend machen. In keinem Lied der gesamten Scheibe wird es langweilig. Dafür sorgen die extrem gute Gitarrenarbeit, die nicht überzogenen, harmonischen Synthie-Klänge und eben der einprägsame Sänger mit seinem Organ. Die Band spielt auch mal gerne drauf los, um einem mit ihren instrumentalen Fähigkeiten eine Auszeit vom regen Gesang zu bieten, der zumeist in äußerst melodiösen Chören mündet, die selbst im versoffenstem Hirn haften bleiben. In der Reihe „Intuneric“ eins bis vier, verstreut über die ganze Scheibe hinweg, bereitet die Band den Hörer auf das jeweils nächste Lied vor und lehnt sich in diesem synthetischen Klängen an eine Musik an, die in jedem Fantasy-Computerspiel Niederschlag finden könnte.
MANTICORA lassen sich gut als Mischung aus BLIND GUARDIAN (zu „Tales From The Twilight“-Zeiten) und alter CHROMING ROSE beschreiben. Diese Scheibe klingt klasse, mehr davon bitte. BLIND GUARDIAN hat sich für viele tot gelaufen.