AMOK - Lullabies Of Silence
Label: Fastbeast Entertainment
Ein Wiegelied für Geisteskranke: Präzise wie ein eidgenössisches Uhrwerk schlagen AMOK das nahende letzte Stündchen ein, "Lullabies of Silence" präsentiert sich von Anbeginn an vielmehr als der Ruhe verweigernde Denksportaufgabe für Extremmathematiker denn als Chill-Musik für ruhige Stündchen.

Stakkato, Aberwitz und Psychose: Allesamt Begriffe, welche selbstverständlich das Genre nicht neu definieren und bereits zu Genüge von alt (CEPHALIC CARNAGE) und neu (ION DISSONANCE) bis zum absoluten Exzess zelebriert und ausgeschlachtet wurden - ein derart durchorganisiertes Chaos wie hierauf geboten dürfte jedoch auch dem kanadischen Aushängeschild CRYPTOPSY das eine oder andere genauere, gespannte Hinhören abringen. Eingängigkeit darf der Hörer somit nur bedingt erwarten; Auch wenn das Pendel nicht permanent bis zum Anschlag ausschlägt und durchaus - zumindest weitgehend - in seiner Spur bleibt, so ist doch bereits das Grundgerüst schlichtweg mit abstrus zu schildern: Als akustische Dekadenz, einer Eskapade in geistiger Umnachtung gleich jagt man wie im Irrrausch bergauf und talwärts, das Ende gleichzeitig als Beginn und in sich zirkulierender Mittelpunkt.
Höchste Klasse, Altbewährtes erneut schmackhaft gemacht - das Quartett versteht sein Handwerk bis ins kleinste Detail, schafft vielleicht ab und an zu bewusst die eine oder andere Hürde, um einen Bruch von Hammer, Amboss und Steigbügel zu garantieren: AMOK sind mit ihrem ersten Longplayer definitiv ein Fall für die Psychiatrie, selten, dass ich ein derartiges Feingefühl für Dissonanzen und fiese Tempiwechsel gehört habe!
In jener Klasse gibt es nur wenige Formationen, welche die selbst gesetzte Herausforderung an Fingerfertigkeit, Kreativität und gedankliche Leistung mit einer vergleichbaren, scheinbar spielerischen Leichtigkeit zelebrieren: Das Gegenteil von Easy-Listening, der Expressionismus lässt schön grüßen.
Musikalische Perfektion in amtlicher Produktion - "das Chaos", so heißt es in Novalis' "Heinrich von Ofterdingen", "muss in jeder Dichtung durch den regelmäßigen Flor der Ordnung schimmern". Folgt man jenem naturphilosophischen Grundgedanken, so dürfen sich AMOK zweifelsohne zu Recht der Künste zugehörig nennen.


www.amoklegion.ch


7 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Lullaby Of Silence
2. Fortress
3. Sip Of Thorns
4. Jailed In Mind
5. Internal Void
6. Shattered Honor
7. Rynch
8. Lady Addiction
9. Screams Noises
10. A Life With No One
Gesamtspielzeit: 35:33

macabre
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Beitrag vom 16.01.2007
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