THE AMPLIFIED - Jackhammer Blues
Seit nun schon vier Jahren besteht die Band, deren Debüt uns hier vorliegt, dabei gehen ihre Wurzeln viel weiter zurück, nämlich ins vorige Jahrtausend und das schwarzmetallische Unterholz. Doch so wie die Gebrüder Herglotz sich irgendwann entschlossen das Haupthaar zu kürzen, so ließ die Zeit auch ihre musikalischen Spuren und anstatt die Fortschritte weiterhin in brachialmetallischen Umsetzungen von Fugen voranzutreiben, riss man das Ruder um und es wurde fortan gerockt. Natürlich musste da das blasphemische Gekreische räudiger Vokalakrobatik weichen, da jedoch keiner der Burschen in der Lage war diesen Drahtseilakt zu vollziehen, holte man Sängerin Iris ins Boot. Aus BASTARD wurde THE AMPLIFIED und mit dem Wechsel von Gabi von der Gitarre an den Bass war die Transformation zur derzeitigen Besetzung vollzogen. Fehlte nur noch ein Tondokument, das das Gelingen der ganzen Mühe belegte. Und dieses haben wir nun mit „Jackhammer Blues“ in unser aller (?) Händen.

Geht man den Fall THE AMPLIFIED nicht historisch an, sondern untersucht den gegenwärtigen Sound systematisch, so wird bald klar, dass Sängerin Iris im Vordergrund zu stehen hat. Ihre Stimme thront regelrecht über den mal ins funkige, mal ins popige und mal auch ins bedrohlich hart rockende Terrain gehenden Nummern. Immer von einem gewissen 70er-Rock-Flair begleitet weiß die Sängerin mit virtuoser, deswegen aber keineswegs schulmäßig klingender Beherrschung ihrer Stimme Seele und Authentizität rüberzubringen. Nicht nur bei mehrstimmigen Refrains und alle Register ziehenden Sprechgesängen wie in „Feel The Whirlwind“ offenbaren sich Iris’ Qualitäten, sondern gerade auch in „gewöhnlichen“ Strophen wie denen in „My third Eye“ oder „You’ll Never Know“.

Hinter Königin Iris musiziert der Hofstab heiter daher und weiß durchaus zu überzeugen, auch wenn er an das Stimmspektakel im Vordergrund nicht ganz herankommen kann. Versteht mich nicht falsch, die drei Herren spielen ganz hervorragend zusammen und auch so manche Instrumentalidee ist äußerst zündend (so zum Beispiel das Gitarrenriff von „You’ll Never Know“), doch AMPLIFIED haben ihre besten Momente wenn die Band im Dienst des Gesangs steht. Dass das nicht unbedingt ein Anzeichen für Popmusik sein muss beweist mein Favorit „My third Eye“, das wohl die härteste Nummer der CD ist, jedoch trotzdem durch die Gesangslinien und nicht die Riffs ausgemacht wird (obwohl, das möchte ich noch anmerken, die dissonanten Akkorde in dieser Nummer schon auch sehr charakteristisch sind).

Neben den erwähnten Nummern bestehen auch die anderen aus einer gesunden Mischung aus Funk, Rock und Pop, lassen hier die RED HOT CHILI PEPPERS, dort die QUEENS OF THE STONE AGE und um die Reihe der Bands mit langen Namen zu komplettieren natürlich auch RAGE AGAINST THE MACHINE durchklingen, jedoch immer als Einfluss, den man nicht einfach zitiert oder gar kopiert, sondern den man aufgenommen und für sich weiter entwickelt hat.

Was bleibt mehr zu sagen, als dass man es hier endlich einmal mit einer österreichischen Band zu tun hat, die nicht ein paar Jahre zu spät einem Trend nachhechelt, sondern eigenständig und mit Qualität musiziert und dazu noch eine Sängerin ihr eigen nennen kann, die ohne großen Trainings-Tam-Tam sämtliche Starmaniacs genauso unter den Teppich singt wie so manche Pop-/Rock-/Soul-Diva. Ehrlich, kein Scheiß!

www.theamplified.com


6.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Nowhere Land
2. Feed The Whirlwind
3. Lost In A Thought
4. My Third Eye
5. Piggies Digger
6. You´ll Never Know
Gesamtspielzeit: 19:04

Kronos
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Beitrag vom 09.01.2007
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