Wer sich bis jetzt nicht mit der Musik der Band rund um den exzentrischen Frontzwerg Dani Filth anfreunden konnte, wird auch mit dem neuesten Streich der Engländer wieder vollkommen falsch liegen. Alle die sich damit abfinden konnten, dass die Ära der ersten Alben nie mehr wiederkehren wird, dürften mit dem siebten Album der Engländer erneut zufrieden gestellt werden.
Von den bombastischen Klängen des „Damnation And A Day“-Albums
hat man sich ja schon mit dem letzten Streich distanziert und kappt dieses Mal endgültig die Nabelschnur zu diesem pompös strukturierten Ausritt. Es ist viel mehr die auf den letzten Alben zu sehr in den Hintergrund getretene Gitarre, die den Songs auf „Thornography“ einen metallischeren Grundtenor verschafft, was zum einen für einige Nackenschüttler sorgt, zum anderen aber auch zu Lasten der Atmosphäre der Stücke geht. Nicht genug, dass sich COF über die Jahre hinweg ihre Fans schon abseits des Black- oder Extremmetalllagers rekrutieren mussten (dies jedoch mit mehr als eindeutigem Erfolg), dieses Mal werden aller Voraussicht nach auch noch ihre Anhänger motzen, die die Band aufgrund ihrer orchestral pompösen Atmosphäre verehrt haben. Nichts desto trotz, darf man wohl behaupten, dass das vorliegende Material zum abwechslungsreichsten in der gesamten Bandgeschichte gezählt werden darf. Nach einem sagen wir mal erwartungsgemäßen Intro, wartet die Truppe gleich einen Uptempo-Track auf, der einem das lasche Vorspiel gleich vergessen lässt. Mit einer satten Portion Melodie geht es im Anschluss daran weiter und irgendwie kann ich mich dem Gefühl nicht erwehren, dass dem Stück ein schwedisch geprägter Melodic-Death-Metal-Touch anhaftet, der mit einer gewissen IRON MAIDEN-Affinität angereichert wurde. Auf „Libertina Grimm“ tritt dann die ganz große Überraschung ans Tageslicht: Dani Filth sind allem Anschein nach urplötzlich Eier gewachsen. Schon auf den vorangegangenen Stücken wurde deutlich, dass die Zeit des ultrafiesen Gekreisches der Vergangenheit angehören dürfte, doch hier tritt eine, ohne Scheiß jetzt, für COF-Verhältnisse sogar richtig tiefe Stimmlage in den Vordergrund, die man dem Guten gar nicht zugetraut hätte. Das mit Grauen angekündigte Duett mit Ville Valo (HIM) wurde verwirklicht, doch „The Byronic Man“ ist beileibe nicht die befürchtete Ballade mit nachhaltigem Druck auf die Tränendrüse geworden, sondern entpuppt sich als zwar zurückhaltendes aber dennoch hörenswertes Stück Musik. Den Weg in die Metalclubs dieser Welt bahnt man sich mit dem leicht elektronisch angehauchten „Cemetery And Sundown“, wohingegen das von einem Gedicht eingeleitete „Rise Of The Pentagram“ als erstes Instrumental (abgesehen von dem Gedicht natürlich) in die Bandgeschichte eingeht. Abschließend wird einem mit „Under Huntress Moon“ noch einmal so richtig der Kopf durchgeschüttelt, bevor man mit der eigenwilligen HEATHEN 17-Coverversion von „Temptation“ mit Anstand die Chose beendet.
Eines muss man der Truppe egal ob man sie nun liebt oder hasst zugestehen: Sie gehen unbeirrt ihren eigenen Weg und lassen sich allen Anfeindungen zum Trotz nichts reinreden. Der aktuelle Silberling biete abwechslungsreichen Metal in allerlei Facetten und sollte somit eine breite Hörerschicht (so ein Zufall aber auch hehe) ansprechen.