Das traditionelle französische Volksmärchen "La belle et la bête" - in unseren Kreisen als "Die Schöne und das Biest" bekannt - ist als Grundlage vielerlei Adaptionen in die Literaturgeschichte eingegangen, relativ neu und ungewohnt präsentiert sich jedoch die Umsetzung aus Schweizer Landen, welche sich den Zusatz CARNAL DECAY verpasst hat: Eine Schöne und zwei Biester laden zum morbiden Tanze, welcher nur selten in tanzbaren Rhythmen verweilt, und dem durchschnittlichen Musicalbesucher wohl nicht mehr als ein angewidertes Schaudern hervorlocken würde.
Anhänger der neueren Schule amerikanischen Todmetalls dürften hier jedoch prompt die Ohren spitzen, lassen doch bereits die ersten Töne in jeglicher Hinsicht an "Gradually Melted" aus dem ehrwürdigen Hause von DEEDS OF FLESH denken: Nebst einer bodenständigen, erdigen und sehr trockenen Produktion mit dominanter Rhythmusfraktion stellen sich Hammer, Amboss und Steigbügel alsbald auf ein abwechslungsreiches Vergnügen, welches aus Double Bass-betonten Prügelsalven und gedrosselten Groovemonstern besteht, ein.
Ein organisches Gegurgel und manisches Gekreische, welches nicht selten an das Wechselspiel von Erik Lindmark und Jacoby Kingston erinnert, tut sein Übriges, um für Abwechslung zu sorgen, die jedoch der Geradlinigkeit der Veröffentlichung keine Absprache tut. Mit ihrer hervorragenden Symbiose aus Up- und Midtempo schreit man nun zwar nicht direkt nach Revolution, hat jedoch brav die Schulbank gedrückt und bereitet somit dem geneigten Hörer ein kurzweiliges, dafür abwechslungsreiches und leicht verdauliches Vergnügen ohne sonderliche Trübung.
CARNAL DECAY sind somit - und dies lässt sich unzweifelhaft bereits nach dem ersten Durchgang von jedem geschulten Ohre feststellen - keine Formation, die den Anspruch, etwas sonderlich Neues darzubieten, in sich trägt, vielmehr Bewährtes auf eigene Art und Weise zu transportieren sucht, und jenes ist ihnen mit "Carnal Pleasures" durchaus geglückt. Habe die Ehre, Madame!