Einen Exotenbonus zu vergeben, halte ich weitgehend für ausgemachten Blödsinn - solange die Bewohner einer Stadt oder eines Dörfchens zwei Hände mit jeweils fünf Fingern daran ihr eigen nennen, haben sie ein ähnlich grundlegendes Potenzial, Musik zu machen, wie Bewohner von schwedischen, brasilianischen oder amerikanischen Städten und Dörfern. FLAYING aus Lettland jedoch haben jenen Bonus auch nicht notwendig, machen sie ihre Sache selbst im internationalen Vergleich - denn national sind die Vergleichsmöglichkeiten zugegeben durchaus beschränkt - äußerst gut.
Auch wenn es die Aufmachung - und vor allem das Covermotiv - nicht erahnen lässt: Ganz so stümperhaft und stumpf agiert der Fünfer nicht, man hat brav die Schulbank bei den altbekannten und bereits oft benannten Vorbildern gedrückt und liefert somit ein Debüt ab, das nicht nur brachial, sondern auch technisch anspruchsvoll (in Maßen) sowie auch weitgehend abwechslungsreich zu tönen weiß. Durchaus, FLAYING lassen nicht lang den Knüppel im Sack und bewegen sich weitgehend im gehobenem Uptempo-Bereich, setzen aber doch geschickte Breaks und fallweise sogar äußerst annehmbare Leads, während auch Vokalist Vanis die nötige stimmliche Abwechslung zu zelebrieren weiß.
Die einzelnen Stücke können zudem auch auf etwas, das sich Struktur nennt und heute doch gern vergessen wird, verweisen. Selbst dann, wenn sich sämtliche Balken biegen, so bersten sie noch lange nicht. Verweise auf die alte amerikanische Schule mit leichter Schlagseite zu den brachialeren Vertretern (SUFFOCATION und Co.) sind durchaus angebracht, während auch die Produktion an die guten alten Tage zu erinnern weiß: Ähnlich wie DEEDS OF FLESHs "Inbreeding The Antropophagi", nur mit etwas mehr Wumms auf der Bass hat "Commandments - Violated" eine durchaus respektable Durchschlagskraft.
Man sollte sich somit nicht vom bereits angesprochenen grottigen Cover abschrecken lassen, FLAYING sind definitiv keine Spaßpartie auf Grindniveau, sondern eine ernst zu nehmende Konkurrenz für die altehrwürdige Schule.