AVULSED - Reanimations
Label: Xtreem Music
Den etwas anderen Appetithappen präsentieren uns auf "Reanimations" die altbekannten spanischen Gorefanatiker von AVULSED - allerspätestens seit "Stabwound Orgasm" Ende der Neunziger fixer Szenebestandteil, kann man dem sympathischen Quintett durchaus auch eine gewisse Vorreiterrolle attestieren: In den frühen Neunzigern rotzte noch keiner so derb, unmenschlich tief, gurgelte quasi die gatschig-zersetzte Magenwand derart locker in die Gehörgänge der hartgesotteneren Bangergemeinde, während man sich aus musikalischer Sicht stets das altehrwürdige, schwedische Prinzip vor Augen hielt, dass da auf "hart, aber melodiös" lautete. Eine bis heute rar gesäte Symbiose, die allerdings bei AVULSED weitgehend funktionierte - bis auf abgedrehte Elektroexzesse auf "Cybergore" schuf man in beinahe spielerischer Leichtigkeit einen bodenständigen, urtypischen Klassiker nach dem anderen, blieb sich selbst treu, während Genrekollegen Ende des letzten Jahrhunderts entweder über den Tellerrand hinaus schielten und mit anderen Genres zu liebäugeln begannen oder gar das Handtuch warfen.

"Reanimations" als Anheizer für die kommende - übrigens neben zahlreichen EPs erst fünfte - Langrille ist wie auch schon der etwas andere Stilmix aus brachial-guttural und melodisch anders geraten, als man es vielleicht von Kollegen kennt. Während natürlich auch AVULSED selber lautstark zu Wort kommen, wurden im Vorfeld Bands aus aller Welt dazu aufgerufen, mit ihrem eigenen Charme, auf ihre eigene Art und Weise der spanischen Institution von AVULSED Tribut zu zollen, neun haben es dann im Enddefekt auf "Reanimations" selber geschafft. Unabdingbar die Tatsache, dass über die eine oder andere - teilweise doch sehr eigenwillige - Interpretation gestritten werden kann und man selten an das Original heranreicht, jedoch muss man (beinahe) jeder einzelnen Band zugestehen, dass man zumindest versucht hat, frischen, eigenen Wind in die klassischen Ergüsse zu bringen. Seien es atmosphärische Keys im Hintergrund bei IN ELEMENT, der thrashige Charme der TERRORSTAIRS, der explizit schwedische Vibe von FLESH EMBRACED, die Attitüde älterer an L'Oreal-Sauerstoffflaschen angeschlossene NEVERMORE bei WITCHES' SABBATH, oder auch ein Gothic-Touch bei ABYFS, ein techno-grotesker Reiz von ZARDONIC - stets typisch AVULSED, aber dennoch ungewohnt anders.
AVULSED selber präsentieren neben zwei neuen Stücken - mit "River Runs Red" eine herrlich abrockende Dampfwalze, während "Foetal Consolation" als Bomber quer durchs Kornfeld fegt - und einem neu eingespielten Uralt-Klassiker ("Unconscious Pleasure" vom Debütdemo "Embalmed in Blood") drei Coverstücke, denen man durchaus das Prädikat reizvoll aufdrücken kann. Während "Piranha" von EXODUS kaum an das Original erinnert und zweifelsohne als eigenes Stück durchgehen könnte, ist "I Wanna Be Somebody" durchaus als WASP-Klassiker wiedererkennbar, aus dem tiefsten Dunkel der Gedärme grollend zwar, aber unverkennbar Lawless - von GOREFESTs mentaler Misere ganz zu schweigen. Jener Track zeugt von der Wertschätzung der alten Helden aus den Niederlanden, "Mental Misery" Anno 2006 ist unweit vom Original entfernt, knackig, räudig, depressiv-abgedreht - schlichtweg herrlich kaputt.
Abgerundet wird "Reanimations" abschließend noch von einer in Paris mitgeschnittenen Liveversion von "Let Me Taste Your Flesh" - summa summarum somit ein liebevoll sezierter Brocken für AVULSED-Lunatics, welcher durchwegs mit Sehnen und Fasern, Haut und Muskeln, Knorpeln und Knochen als Ganzes zu genießen ist, Neo-Carnivoren seien jedoch primär die üblichen Langrillen der Spanier ans Herz gelegt.

www.avulsed.com


4.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. River Runs Red
2. Foetal Consolation
3. Unconscious Pleasure
4. Piranha
5. I Wanna Be Somebody
6. Mental Misery
7. Powdered Flesh (Terroristars)
8. Devourer Of The Dead (In Element)
9. Stabwound Orgasm (Carnavage)
10. Blessed By Gore (Witches´ Sabbath)
11. Gorespattered Suicide (Flesh Embraced)
12. Sweet Lobotomy (Kaothic)
13. Protervia (Byleth)
14. Sick Sick Sex (Abyfs)
15. Stabwound Orgasm (Zardonic)
16. Let Me Taste Your Flesh (clip)
Gesamtspielzeit: 66:30 exkl. Video

macabre
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Beitrag vom 26.06.2006
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