KARLI - Einfach
Label: Eigenproduktion
KARLI aus Grieskirchen (OÖ) begehen heuer ihr bereits zehnjähriges Bestandsjubiläum und dabei gelang der Formation das beachtliche Kunststück, ganze acht Jahren ohne jegliche personelle Veränderungen auszukommen: Erst vor etwa zwei Jahren kam es zur ersten Personalrochade der langen Bandhistory, da nämlich die Sängerin/Gitarristin Sabine Fellhofer der Gruppe den Rücken kehrte und durch Dagmar Baumgartner ersetzt wurde.

In diesem Zeitraum absolvierten KARLI mehr als 200 (!) öffentliche Auftritte im In- und Ausland, sicherten sich verdientermaßen einen Stammplatz auf sämtlichen Samplerproduktionen der Wiener Initiative Band:Union, und veröffentlichten vor kurzem ihr nunmehr drittes Album, das schlicht und ergreifend auf den Namen „Einfach“ getauft wurde.

Schon nach wenigen Sekunden erschließen sich dem Hörer die musikalischen Fertigkeiten der Band, die nicht nur Resultat zahlloser Übungsstunden im Proberaum, sondern auch vieler Unterrichtseinheiten in diversen Musikschulen sind. Denn einzelne Mitglieder konnten sogar die Voraussetzungen für einen heiß begehrten Studienplatz an einem Konservatorium erbringen und verfügen daher über eine dementsprechend fundierte Ausbildung.

Mehr als drei Jahre sind seit dem Erscheinen der letzten CD "Rivoluzzionario" ins Land gezogen, die Formation lies jedoch diese Phase keineswegs tatenlos verstreichen, sondern entwickelte sich laufend weiter: Zwar sind KARLI auch noch heute, wenn man eine grobe Zuordnung vornehmen will, in die überdimensionale Stilschublade Alternative Rock zu zwängen, aber näher betrachtet erweist sich diese Kategorisierung freilich als nicht wirklich ausreichend, da die Palette an Einflüssen, die die Stücke von KARLI beleben bzw. bereichern, eine denkbar breite ist: Von funkigen Arrangements, 70ies Rock über Deutschrock spannen die GrieskirchnerInnen den Bogen hin zu modernen Sounds (Crossover, New Rock) und gießen diese Einflüsse in Songstrukturen, die ganz nebenbei auch die Anforderungen erfüllen, um den Ansprüchen der Kategorie Progressive Rock gerecht zu werden.

Während sich zu früheren Zeit Bandleader Thomas Martinek (Gitarre/Gesang) stets für einen Gutteil der Leadvocals verantwortlich zeichnete, so hat diesen Part nun hauptsächlich Neuzugang Dagmar Baumgartner übernommen, was freilich zu einer Neuorientierung beim Songwriting führte, obwohl die bewährten Trademarks, welche die Band bisher auszeichnet, weiterhin fester Bestandteil des musikalischen Erscheinungsbildes der Fünf sind. Ein weiteres Novum bei den OberösterreichInnen ist die Tatsache, dass heute nicht mehr ausschließlich in der Muttersprache, sondern auch in Englisch getextet wird.

Straighte Rocker wie „Einfach“ sind dabei genauso vertreten wie nachdenkliche Mid Tempo-Songs wie „Congestion“ oder Funkhadern wie „Lost“. Aber auch ordentlich zu rocken, haben die Karlis im Laufe der Jahre nicht verlernt, wie u.a. der Track „Bitte sehr“, wo ausnahmsweise Mastermind Martinek die Lead Vocals übernimmt, bestens veranschaulicht. Natürlich ist es ein schier unmögliches Unterfangen, das Songrepertoire der Band aus dem Hausruckviertel unter Zuhilfenahme gängiger Stilunterteilungen zu umschreiben, vielmehr werden verschiedenste Einflüsse aus den unterschiedlichsten Bereichen des Rockkosmos zu einem wohlklingenden Ganzen geformt. Und: Mit „Weekend Savior“ wurde sogar eine Ballade auf das Album gepackt, bei der es sich allerdings um eine Neuinterpretation des Stückes "Bist Du bei mir" von J.S. Bach handelt, das KARLI mit neuen Arrangements erweiterten.

KARLI bieten auch 2006 feinste Handarbeit: Bestens arrangierte Stücke voller Facettenreichtum, die auch in ein entsprechendes Soundgewand gehüllt wurden. Alles paletti also? Ja, eigentlich schon, allerdings führt die musikalische Perfektion in meinen Augen stellenweise dazu, dass die Songs zwar spieltechnische Meisterleistungen offen legen, aber leider kaum tiefergreifende Emotionen transportieren, die vielen Songs noch das gewisse Etwas verleihen würde, aber das bleibt auch wirklich der einzige Kritikpunkt an dem ansonsten tadellosen Stück Musik.

www.karli.eu.tt


5.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Let Me In
2. Einfach
3. Congestion
4. Lost
5. Du
6. Portrait
7. Viel Zu Gut (für Die Stadt)
8. Selfish
9. Bitte Sehr
10. Jedes Mal
11. Weekend Savior
Gesamtspielzeit: 37:27

Hutti
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Beitrag vom 21.06.2006
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