|
ENOCHIAN CRESCENT - The Black Church Psalmbook
Label: Woodcut Records |
ENOCHIAN CRESCENT sind bereits seit etwa einem Jahrzehnt am Werken und dürften in der - die Aufmachung lässt es den gewifften Kenner bereits vermuten - Black Metal-Szene wohl nicht gänzlich unbekannt sein, lesen sich zumindest ehemalige Projekte wie BLACK DAWN als altbekannte Namen der finnischen Schwarzwurzelgemeinschaft. Die Band selber legt mit "The Black Church Psalmbook" ihr drittes Full Length vor, welches sich zwar optisch, musikalisch und textlich der meisten obligatorischen Klischees bedient, man aber zumindest - wenn schon nicht auf die ausgelutschte Okkultismus-Thematik - dann zumindest auf platte Phrasendrescherei verzichtet. In drei je drei Stücke umfassenden Abschnitten - "Our Life in Wormwood Christ", "Our Life in His Kingdom" und "Our Life in Servitude" - werden wieder einmal die Sünden der Kirche angeprangert, teilweise sogar auf Henochisch, einer im 16. Jahrhundert vom Astrologen John Dee entwickelten Sprache, die nach wie vor in okkulten Kreisen Verwendung findet und auch als "Sprache der Engel" bezeichnet wird. Mystisch, mystisch... Zumindest musikalisch präsentiert man sich weniger plakativ düster, weiß mit Melodien und hymnischem Charakter den Stücken eine eigene Note aufzudrücken. Es scheint, als würden hier EMPEROR mit SHINING kollaborieren - all jene, die nun "Blasphemie!" schreien und mir am liebsten ein brennendes Kreuz ins Rektum jagen würden, werden weder die ersten noch die letzten seien, sollten sich aber zuvor doch das wirklich hervorragende Zusammenspiel aus wütender Raserei und majestätischem Gehabe, akustischer Düsterkeit und Eiseskälte genauer zu Gemüte führen. Vergleiche mit einer bestimmten Quasi-Genreband, welcher man schon längst keinen "Underground-Spirit" mehr attestieren kann, spare ich mir lieber, bevor die Kacke bei den Überpandas wirklich am Dampfen ist, jedoch werden gerade beim Wechselspiel zwischen heiserem Gekrächze, fiesem Gekeife und manischen Flüsterstimmen doch so gewisse Parallelen ersichtlich. Apropos Stimmen: Während die einzelnen Stücke - Finnen dürften anscheinend ein glückliches Händchen dafür haben, gerade weil sie zu keinem Zeitpunkt in das typische Nähmaschinen-Geratter verfallen - durchaus eine gewisse Ohrwurm-Gefahr in sich bergen, so schreit die Stimme weitgehend nach eitriger Mandelentzündung. Thematisch vielleicht ein Fall für Grindcore-Liebhaber, akustisch für mich eher ein Fall für die Sesamstraße. Über die Produktion gibt es wiederum kaum etwas zu meckern - die klare Linie wird bevorzugt, die Instrumente heben sich deutlich von einander ab und auch wenn kein Druck - beziehungsweise kaum Bass - hinter der ganzen Sache steht, hey, wir haben es hier mit Black Metal zu tun, hier gehört es sich so! Somit kann man durchaus von einem gelungenen Album sprechen, das etwas Abwechslung in die vom tristen norwegischen Black Metal dominierte Szene bringt. "The Black Church Psalmbook" ist abwechslungsreich wenn auch nicht innovativ geraten, und all jene, die schon die "Telocvovim"-Trilogie der Band gern am Plattenteller rotieren ließen, werden wohl auch mit dem aktuellen Longplayer ihre Freude haben.
www.enochian-crescent.com/
Beitrag vom 06.06.2006 Zurück
|
|