CUNTGRINDER - Funny Games
Label: Eigenproduktion
Das kleine, deutsche Städtchen Görlitz nahe der Grenze zu Polen (übrigens, sogar denen dürfen die Görlitzer gestohlen bleiben ha-ha!) lag nun drei Jahre verträumt in seinem Schläfchen, seit der Blütezeit im Spätmittelalter hat sich ja hier nicht viel verändert. Die Bauern führen auch heute noch über wackelige Pflastersteinstraßen, aus denen das Moos sprießt, ihre Waren auf schäbigen alten Karren in die Stadt, die Reichen unter ihnen tuckern mit der Leihgabe des wohlhabenden Bruders aus dem Raum Ostberlin, einem noch zweifelsohne akzeptabel in Schuss gehaltenen Trabbi (dokumentiert durch die zahlreichen Zweitakt-Fehlzündungen, wobei Zündungen hier eher ... erm ... allegorisch oder so zu lesen ist), auf den Marktplatz, um ihr Gemüse feil zu bieten. Frauen, die sich selbst bei genauerer Betrachtung nicht sonderlich von den männlichen Individuen unterscheiden, schlurfen missmutig zwischen den wackeligen Holzständen durch, ein kleines, quengelndes und permanent urinierendes Kind an der rechten, einen schäbigen Korb in der linken Hand, das von den Motten bereits angenagte, ausgeblichene Kopftuch fest um den behaarten Hals und Kopf gebunden, die müden, ausdruckslosen Augen über mickriges Obst und Gemüse schweifend.
Ein beschauliches Bild, das sich einem Touristen bieten würde - abscheulich zwar, aber doch auch irgendwie beschaulich -, nur Touristen hat die Stadt seit den Liedern von Walther von der Vogelweide nicht mehr gesehen, seitdem jener - erbost von der Görlitzer Wortspiele über seinen Namen, "Vögelweide" fand er gar nicht so toll, noch dazu nahm eine Reihe junger strammer Recken auch ihre Rute in die Hand und onanierte dem auf hochhackigen Schuhen nicht schnell genug davon eilenden Sänger auf den Rücken und in die wunderschönen Goldlocken - einige bösartige Nummern über Görlitz in Umlauf gebracht hat. So handelte "Under der behinden" von der geistigen Zurückgebliebenheit der Bevölkerung, "Ir sult sprechen niht wi swein" spielte auf die Verständigung, die eher Tieren ähnelte als menschlichem Geschöpf, an und vor allem "Ouwe waz fuer ein kaff" hielt Touristen seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts davon ab, Görlitz auch nur nahe zu kommen.
Doch nun zurück in das 21. Jahrhundert - verändert hat sich ja, wie bereits angesprochen, nicht viel im Städtchen, das Moos wuchert noch immer, die verwöhnte Konsumjugend teilt sich mittlerweile zwei Trabbis und die Fortpflanzung findet nach wie vor meist öffentlich, nicht immer jedoch ungleichgeschlechtlich statt. Man lebt hier zwar bescheiden, eintönig und primitiv, aber in bewusster Zufriedenheit ob der Ruhe, die sich ähnlich wie der Nebel über die verfallenen Gemäuer gelegt hat. Nur selten wird jene Ruhe gestört, drei Jahre hielt sie mittlerweile an, bis eines schönen Tages schreckliche, disharmonische Laute am Marktplatz immer deutlicher zu vernehmen waren - Kinder stellten blitzartig das Urinieren ein und fingen statt dessen an, ihren Darm zu entleeren (das nennt man übrigens in Görlitz "Flexibilität am Arbeitsplatz"), Frauen blickten panischen Blickes durch ihre buschige Gesichtsbehaarung wie ein gehetzter Hund im Kreis und selbst die gelassensten Männer legten schützend ihre Arme um das, was ihren Leiterwagen darstellen sollte (und mancherorts einfach Brennholz genannt wird).
Minuten vergingen, die Töne wurden immer lauter - was einige bereits ahnten, wurde nun traurige Gewissheit: Die einheimische Prolobande CUNTGRINDER, Nachkommen jener Recken, die Jahrhunderte davor den eitlen Walther von oben bis unten befleckten, feierte schwerst angeheitert, in ihrem dunkle Rauchwolken lautstark herauspressend die leichte Steigung hinaufdonnernden 2er Golf die Veröffentlichung ihrer neuen CD, die mangels technischen Fortschrittes auf Kassette im Tapedeck des Autos lautstark dröhnte.
"Funny Games", so lautete der Name jenes Desasters, das nach den vier Vorgängern - einer kränker als der andere - die Stadt wiederum in den Grundfestungen erschütterte und die Bewohner in Angst und Schrecken stieß. Gröhlend lehnten sich die zotteligen Mannen aus den Fenstern und dem Schiebedach, unterbrachen nur kurz ihre Gebärden, wenn Introduktionen aus Splatter- und Pornostreifen (wobei da die Unterschiede bei CUNTGRINDER nicht so genau gezogen werden können) das brachiale Gehämmer kurzzeitig unterbrachen. Fallweise verfiel der maskentragende Gitarrist der Band am Rücksitz währenddessen in ein manisches Gekicher, wurde aber alsbald mit einer zielgenau über die Birne gezogenen Bierflasche schnellstens beruhigt. Menschen stoben auseinander, als akustisch laut wurde, dass Frau Schmidt gerne von dem Erbrochenen ihres Mannes nasche, vergnügt wippten die fünf im Golf eng zusammengezwängt Sitzenden auf und ab, als von alten, verrunzelten Schulmädchen in zu kurzen Röcken gegrunzt wurde, in Ekstase befand man sich, als sich das "Fellatio-Mobil" an die Mundhöhlenschwangerschaft erinnerte, Feuerzeuge funkelten auf, als es mit "Cause I Love You" romantisch wurde und nicht nur einer im Auto an den nach Fäkalien duftenden Unterleib seiner Freundin denken musste...
So schnell das Unheil gekommen war, so schnell war es auch wieder vorüber - der GTI wurde wieder in den Stall geparkt, zivilisiert begab man sich auf den Heuboden, um die nächsten drei Jahre in einem komaartigen Schlaf zu verleben, im Geiste kreativ am nächsten Album arbeitend, nackend eng an Ziege, Schwein und Vater geschmiegt, während zaghaft das Leben und Sterben und Kopulieren am Marktplatz wieder begann.
Außerhalb des Städtchens, da breitet sich fernab des Blickfeldes der armen Görlitzer die Seuche aus, "Funny Games" macht die Runden durch die CD-Anlagen der richtig Hartgesottenen, und langsam, ja langsam wird man immer mehr eingekreist, denn sie werden nur besser die Jungens...


www.cuntgrinder.com


7 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Intro
2. Today Wet, Tomorrow Dead
3. Chainsaw Lullaby
4. The Cheeky Bitch, The Crowbar And I
5. Dinner Mit Herrn Schmidt
6. Fekal Disaster
7. Schultzä Bulzä
8. Revelation To My Babe
9. Cause I Love You
10. Schulmädchenreport (wrinkle Parade)
11. My Home Is My Slaughterhouse
12. Jetzt Will Ichs Aber Wissen!
13. The Lord Of The Ocean
14. Dj "Kacke" Is Dead
15. 50 Seconds Mutilation
16. Paranoid Schizophrenia
17. Hammersmashed Grandma
18. Fellatio Mobile
19. U.h. - Generation Crash
20. Chopper's Passion
21. They Crack So Nice
22. Come On And Dance
23. The Undertaker
24. My Black Whore
Gesamtspielzeit: 37:20

macabre
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Beitrag vom 29.05.2006
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