Im Sommer des Jahres 2004 formierte sich in der Bundeshauptstadt das Dreigespann CYRUSS. Die Akteure hinter dieser Formation sind jedoch beileibe nicht nur bestens informierten Szenekennern schon weit früher ein Begriff gewesen, denn einst spielten zwei der Herrschaften in einer in der gesamten Alpenrepublik beziehungsweise weit darüber hinaus relativ bekannten Hardcore-Kombo mit Homebase Waidhofen/Ybbs (NÖ). Nach rund einem Jahrzehnt Bandgeschichte, in der die Gruppe durch fast ganz Europa tourte, sowie etlichen Releases im D.I.Y.-Verfahren auf den Markt brachte, entschlossen sich die Mitglieder von E.M.S. fortan getrennte Wege zu gehen.
Sänger/Gitarrist Alfred Wihalm, der hauptberuflich im Planet Music tätig ist, betreibt nebenbei auch noch heute das kleine Label "Bloodshet 666", und fungierte einige Jahre auch als Schreiber diverser HC/Punk-Publikationen("Plattform" usw.).
Mit dem Sound früherer Tage, nämlich brachialen, aber auch äußerst emotionalen Hardcore, haben CYRUSS aber wenig gemein, sie umschreiben ihr Tun vielmehr als "brutalized stoner rock", und treffen damit den vielzitierten Nagel punktgenau auf den Kopf: Als Inspirationslieferanten dienen dabei Genregrößen wie DYSTOPIA oder BONGZILLA, was so viel bedeutet wie: Scheppender, schwermütiger, aber auch überaus metallischer Lavasound mit tiefen Vocals quillt aus den Boxen, und die Vocals nehmen teils schon fast todesmetallische Züge an: Erschreckend bösartig und fies klingen CYRUSS, eine richtiggehend beklemmende Atmosphäre breitet sich beim Konsum der Platte aus: Songtitel wie "I Hate The Sun" oder "Versus The Misanthrophic Agenda" sprechen wohl eine klare und unmißverständliche Sprache: CYRUSS sind nicht zwingend Vertreter der "Friede, Freude, Eierkuchen"-Fratktion, sondern eher das exakte Gegenteil: Die Song prangern gesellschaftliche Zustände an, und laden zu einer Erkundungsfahrt in die Gefühlswelt der Bandmitglieder ein. Die Stücke wurden allesamt live und innerhalb von zwei Tagen eingespielt, worunter die Aufnahmequalität allerdings nicht großartig zu leiden hat. Anstatt nämlich tagelang an den Songs herumzufeilen, haben sich CYRUSS für den anderen Weg entschieden, uns so klingt das Material erfrischend spontan, frisch, aber auch authentisch.
Im Rahmen der Möglichkeit sind jedenfalls zumindest die Bemühungen vorhanden, dem Werk möglichst viele Facetten zu verleihen: Etwa bei "Your Part Of Living", das ein latentes Rock `n` Roll-Flair aufweist, und rifftechnisch zu Beginn an BLACK SABBATH in deren Frühphase erinnert: Selbiges gilt ohne Weiteres auch für das (zu Beginn) ähnlich gestrickte "Bastard You Hate". Zwischendurch erfeut auch auch noch einen Knüppeltrack, wo in roher Grindcoremanier gemetztelt werden darf, die Ohren von FreundInnen der derben Kost, während der abschließende Song "I Hate The Sun" wartet mit einem höheren Maß an Melodieanteilen aufwarten kann.
Ehrlich gestanden kann ich mit diesem Album nur teilweise etwas anfangen, was aber bitte nicht bedeuten soll, die Songs wären von einem unterdurchschnittlichen Niveau, denn es wurde lediglich mein Geschmack nicht sonderlich getroffen. Dennoch: CYRUSS zimmerten einen grundsoliden und vor allen Dingen ehrlichen Sound, ohne dabei großartige Experimente einzugehen oder sich großartig anzubiedern, und wer jetzt neugierig geworden ist, der besuche einfach die Homepage der Jungs, denn dort kann man sich einige der Songs zu Gemüte führen.
www.cyruss.cjb.net
Beitrag vom 08.05.2006 Zurück
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