ROHSTOFF - Überdruck
Label: ph music
Schon Schuhe für den Sommer gekauft? Ich habe dieses Jahr ja Abstand genommen von Converse, weil die inzwischen einfach ein jedes 14jährige Mädel mit dazupassendem MOTÖRHEAD-T-Shirt von H&M trägt, und stattdessen auf Puma Suede zurückgegriffen. Ist zwar auch irgendwie retro, aber anders… Ein bequemer und lässig aussehender Schuh, bei dem ich außerdem immer an die Zeit denken muss, als ich schon einmal so ein Paar besessen habe. Das war so 1994/95, als Metal und Hip Hop unter dem Namen Crossover eine Flitterwochenreise rund um die Welt begingen, nachdem sie etwa zwei Jahre zuvor in den USA Hochzeit (remember „Judgement Night“?) gefeiert hatten. Inzwischen sind die beiden geschieden, unter anderem weil sie sich – und den meisten anderen - zu langweilig geworden sind, aber auch weil Hip Hop sich irgendwann nur noch mehr für Bling Bling und immer weniger für die Musik an sich interessiert hat. Aber damals war das noch anders. Da war die Vermählung von dem noch nach Ghetto und noch nicht nach Champagner und Neureichtum riechenden Musikstil mit dem musikalisch Pendant zu Schwarzenegger (weiß, gestählt und unverständliche vokale Äußerungen von sich gebend) noch aufregend und packend.
Und genau in diese Zeit rein hätten ROHSTOFF gepasst. Alles hätte gepasst: die groovenden Riffs (PRONG!), die eingestreuten Geräusche und Samples, die abwechslungsreichen Vocals zwischen Rap, Geschrei und eigentlichem „Gesang“, die pumpende Rhythm Section und Groove, Groove, Groove,… ja, mit ROHSTOFF hätten wir eine Band gehabt, die die deutschen SUCH A SURGE alt aussehen lassen hätte. Natürlich muss man bei den deutschen Texten von ROHSTOFF genau an die teutonischen Kreuzüberler denken, aber die Grazer haben wesentlich mehr zu bieten und brauchen so den Vergleich mit amerikanischen Genregrößen nicht zu scheuen. Fairerweise muss ich an dieser Stelle noch erwähnen, dass so manche Industrial-Einsprengsel sowie Gitarrensound und –stimmung (damals war alles in Drop D, heute ist alles tiefer…) dann doch erkennen lassen, dass die Zeit nicht ganz im Zeitalter der Karohemden, Jams (die kurzen Jogginghosen von annodazumals) und der Woodstock-Neuauflage stehen geblieben ist.
Obwohl ich sonst gerne die „alles schon dagewesen“-Karte zücke, muss sie in diesem Fall eingesteckt bleiben, denn anders als bei anderen zu spät gekommenen Crossover-Eleven klingt das hier frisch und nicht wiedergekäut, in die Zukunft und nicht die Vergangenheit blickend.

www.rohstoff.tv


6.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Korrektur
2. Ich 2003
3. 180 Mutegrab
4. Weit
5. Tabasco
6. Rohstoff
7. Realität
8. Was Ist Das?
9. Innovation
10. Gato Gordo
11. Endlosschleife
Gesamtspielzeit: 38:37

Kronos
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Beitrag vom 07.05.2006
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