Ein Blick auf Cover und Tracklist lässt vermuten: Hier haben wir es mit ganz truem Schwarzmetall zu tun. "Portals Of Nightfall". "Grave Without A Name". "Grim Frost". Über solche Titel freut sich der Darkthronejünger. Tatsache ist, man soll ein Buch nicht nach seinem Umschlag bzw. eine CD nach ihrem Äußeren beurteilen. Denn wer hier den unterproduzierten, erzkonservativ streng nach den 100 Black Metal-Regeln aufgenommenen Soundtrack zum Grabschänden erwartet, kann sich einer herben Enttäuschung sicher sein.

Natürlich haben wir es, wie vermutet, hier mit Black Metal zu tun. CRYPTIC WINTERMOON nutzen diesen jedoch nur als Grundlage, nicht als streng vorgegebenen musikalischen Pfad der keine Abweichungen zulässt. Elektronische Spielereien finden auf "Of Shadows..." ebenso ihr Zuhause wie Cleanvocals, thrashige Gitarrenriffs und einlullende Akustikparts. Die Band bastelt ihre akustische Untermalung des fiktiven Weltuntergangs ebenso aus genretypischen Bausteinen wie Fragmenten, die man nicht gerade von Vertretern der für ihre Experimentierscheuheit bekannten Szene erwartet - und das gekonnt.

CRYPTIC WINTERMOON ist ein vielfältiges Album gelungen, im Black Metal verwurzelt aber nicht auf selbigen limitiert. Merkmale, wofür viele diese Spielart des Schwermetallischen schätzen sind dennoch zur Genüge vertreten: düstere Atmosphäre, rasende Knüppelparts, misanthropisch-nihilistische Texte. Das alles versetzt mit einer ordentlichen Portion Modernität, durch die die Platte gewaltig gewinnt.