REVENANT - The Burning Ground
Label: Xtreem Music
REVENANT waren eine dieser Klugscheißerbands, die sich im urzeitlichen Death Metal-Dschungel nicht nur durch für die damalige Zeit recht hohe technische Fähigkeiten sondern auch durch eine gewisse elitäre Abgehobenheit ihrer Texte hervortaten. Wenn auch die meisten - beziehungsweise alle wichtigen - dieser Bands nicht mehr existieren (die Musiker von CYNIC, ATHEIST und PESTILENCE entwickelten sich konsequent weiter und machen inzwischen alle Fusion und/oder sind Musiklehrer, MORBID ANGEL schweben in ihrer eigenen Phantasiewelt und DEATH-Chef Chuck Schuldiner ist tot), so hat man sie wenigstens noch in Erinnerung, mit REVENANT verhält es sich da schon etwas anders, aber wenigstens Erik Rutan sowie die Leute von Xtreem Music haben das Quartett aus New Jersey nicht vergessen.

2002 nahm sich der HATE ETERNAL-Mastermind und Ex-MORBID ANGELer Erik Rutan die 1995 entstandenen und somit letzten Aufnahmen von REVENANT, die bis dato nicht veröffentlicht worden waren zur Brust und mischte diese neu ab. Gekümmert haben diese als „Overman“-EP veröffentlichten Tracks wenige, zumindest habe ich den Schrei, der deswegen durch die Death Metal-Welt ging, nicht vernommen. 2005 hat das Label Xtreem Music nun im Rahmen seiner ReReleases vergessener Death Metal-Perlen „The Burning Ground“ herausgebracht. Darauf zu finden sind alle Songs des einzigen regulären Albums der Band („Prophecies Of A Dying World“, ursprünglich 1991 bei Nuclear Blast), wobei einige in der Demoversion von 1990 zu finden sind. Weiters gibt es Demo-Aufnahmen aus den 80ern, sowie eine Live-Version des „Klassikers“ „The Unearthly“.

Natürlich sind die von „Prophecies Of A Dying World“ genommenen Tracks soundtechnisch die besten und auch kompositorisch lassen sie die Demo-Tracks etwas alt aussehen. Trotzdem ist dieser Ausflug in die Death Metal-Steinzeit (wir reden hier von 1986-89!) recht interessant.
Meiner Meinung nach wäre es sowieso am besten gewesen, das komplette Album neu zu veröffentlichen und zusätzlich die Demo-Tracks sowie die „Overman“-EP als Bonus dazuzugeben.

Angesichts der eher geringen Popularität REVENANTs (die übrigens nichts mit der aus Wahington DC stammenden Power Metal Band zu tun haben) ist es vielleicht sinnvoller, sich nicht mit Erbsenzählereien aufzuhalten, sondern ein paar Worte über die Ausrichtung ihres thrashigen und teilweise etwas progressiven Death Metals zu verlieren.
DEATH zu „Leprosy“- und „Spiritual Healing“-Zeiten, SEPULTURAs „Beneath The Remains“ und MORBID ANGELs „Altars Of Madness“ sowie ATHEIST grenzen so in etwa den Bereich ab, in dem sich REVENANT bewegten. REVENANT wiesen trotzdem immer genau so viel Originalität auf wie die zum Vergleich genannten Bands, was zum Beispiel besonders gut bei schnellen Parts rauskommt. Hier kam immer ein ganz eigenes Feeling auf, nachzuhören etwa auf „Exalted Being“ oder dem bereits erwähnten „Unearthly“ (das hier in einer Liveversion zu finden ist). Auch für die damalige Zeit ungewöhnliche dissonante Akkorde, die man heute von Bands wie THE RED CHORD kennt tragen ihren Teil zum REVENANT-eigenen Sound bei. Stimmlich herrschte noch der old-schoolige, wohl bei POSSESSED seinen Ausgangspunkt findende, eher in der Mitte des Stimmspektrums angesiedelte Gesang vor und nicht der tief growlende, der später Standard wurde. Henry Veggians Organ lässt genauso die Assoziation mit dämonisch-glühenden, besessenen Augen zu; wie David Vincents Stimme auf den ersten zwei Alben MORBID ANGELs und wenn Herny bei „The Unearthly“ „Thoughts devour thoughts“ singt, meint man seine Stimme verschlingt sich selbst, so wie man das bei Chuck Schuldiner auch oft befürchtet.
Auch wenn alle bisher genannten Old School Heroes einen Haufen Gemeinsamkeiten hatten, hatten sie alle „ihren“ Sound und ihre ihnen eigene Aura, die natürlich zu einem guten Teil durch die Texte kreiert wurde. Dies gilt auch für REVENANT. Genauso wie DEATHs Chuck Schuldiner und die Jungs von PESTILENCE sich irgendwann entschlossen, nicht nur musikalisch zu reifen sondern auch immer philosophischere Texte zu verfassen, ATHEIST und CYNIC für ihren Progressive Death sowieso nur anspruchsvolle Themen als passend empfanden und der gute David Vincent MORBID ANGEL von einem satanischen zu einem - na ja nennen wir es einmal - neo-nietzscheanischen Image verhelfen wollte, bewegten sich auch REVENANT nicht nur musikalisch sondern auch lyrisch im Kreis der elitären Death Metal Bands und schrieben besonders gern über den Mikrokosmos, die Unendlichkeit oder den Gedanken der ewigen Wiederkunft.

An „The Burning Ground“ gibt es bis auf oben angesprochene, etwas unüberlegte Zusammenstellung des Werkes dieser Band – der wohl meistunterschätzten aller frühen amerikanischen Death Metal Bands – nichts auszusetzen. Deswegen kann es für diese nach postapokalyptischer Verwesung riechende Monstrosität nur eine Bewertung geben.

www.revenant.ws


7 von 7 Punkten

Tracklist:
1. The Faithless (i)
2. Eclipse
3. The Burning Ground
4. Exalted Being
5. Infinite Reality
6. Distant Eyes
7. Asphyxiated Time
8. Degneration
9. Intro/futures End
10. Transcending A World Of Shadow
11. Tyrannical Nightmare
12. The Unearthly (live Den Bosch, 1991)
Gesamtspielzeit: 72:52

Kronos
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Beitrag vom 01.03.2006
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