MY RUIN - The Brutal Language
Label: Rovena Recordings
Ganz so tough ist die gute Tairrie also doch nicht. So erzählt sie uns als Einleitung zum neuen Werk ihrer Band MY RUIN eine kleine Geschichte von einem „strange boy“, der ihr zur Erkenntnis „the greatest thing you’ll ever learn is to love and be loved in return“ verhalf. Statt hart macht sie jetzt also einen auf zart und zitiert aus „Moulin Rouge“ (nicht das Etablissement, sondern der Film mit Nicole Kidman und Ewan McGregor)? Naja, nicht ganz. MY RUIN führen ihren auf dem Vorgängeralbum eingeschlagenen Kurs zwar etwas gemäßigter weiter, das soll aber nicht heißen, dass nach dem romantisch-verträumten Intro eine Balladensammlung oder Ähnliches folgt.

Vergleicht man den eher in Richtung Hardcore tendierenden Vorgänger „The Horror Of Beauty“ mit „The Brutal Language“, so fällt zunächst der bislang nur angedeutete, hier aber konsequent durchgezogene 70er-Einfluss auf. Zwar sind MY RUIN auch anno 2005 nicht ohne einen gewissen Punk- bis Hardcore-Einfluss denkbar, aber statt als rockigen Hardcore muss man den neuen Output des Quartetts schon eher als „harter Rock mit Hardcore-Attitude“ kategorisieren. So zieht Gitarrist Mick Murphy neben BLACK SABBATHschen Pentatonik-Klischee-Riffs viel öfter LED ZEPPELIN-mässige Licks aus der Tasche, was in der Anspielung an „Whole Lotta Love“ in der MUDHONEY-Coverversion „Touch Me I’m Sick“ gipfelt. Neben diesem Schritt in die 70er hört man aber auch deutlicher denn je den Einfluss, den der inzwischen auch schon wieder ein Jahr verstorbene Dimebag Darrell auf ihn hatte.
Auch Bandchefin Tairrie B. tritt nicht auf der Stelle und hat ihren Gesang ein wenig an die musikalischen Veränderungen im Hause MY RUIN angepasst. Statt sich immer nur die Wut von der Seele zu schreien und gelegentlich ein bisschen was mit ihrer rauen Stimme zu sagen, spricht sie mehr, schreit weniger und übt sich neuerdings in einem Stil, der irgendwo zwischen reden, schreien und singen anzusiedeln ist. Das bringt einerseits mehr und stärker abgestufte Kontraste, andererseits lässt es die Kompromisslosigkeit vermissen, mit der Tairrie B. bislang agierte.

Sobald man den Namen Nick Raskulinecz irgendwo im Booklet entdeckt, kann man schon vermuten, wer vielleicht nicht ganz unschuldig war an den Veränderungen zum Vorgängeralbum. Immerhin hat besagter Produzent bisher mit VELVET REVOLVER, den FOO FIGHTERS oder auch den Retrorockern FIREBALL MINISTRY gearbeitet.
So weit, so gut. Schlecht ist sie ja wahrlich nicht geworden, die neue MY RUIN. Da ich aber im Moment meine Nachbarn eher mit BLACK FLAG als LED ZEPPELIN auf die Nerven gehe, kann ich mich irgendwie nicht überwinden, „The Brutal Language“ die gleiche Punktezahl wie „The Horror Of Beauty“ zu geben, was vielleicht aber auch daran liegt, dass die hier vertretenen Songs – mit der Ausnahme „Vince Vaughn“ vielleicht – nicht ganz so schnell in Fleisch und Blut übergehen, wie die von „The Horror Of Beauty“.

www.myruin.com


5.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Nature Boy
2. Silverlake 6571
3. The Devil Walks
4. Spilling Open
5. Cold Hands, Warm Heart
6. Metamorphosis
7. Summer Of Hell
8. Vince Vaughn
9. Imitation Of Christ
10. Touch Me I´m Sick
Gesamtspielzeit: 36:15

Kronos
Weitere Beiträge von Kronos

Weitere Beiträge über MY RUIN

CD-Bewertung
4 Stimme(n)
Durchschnitt: 5.5
[LESERCHARTS]
Deine Bewertung:
  



War diese Kritik hilfreich?
2 Stimme(n)
Durchschnitt: 7
Deine Bewertung:
  



2 bereits abgegebene Kommentare


Beitrag vom 13.12.2005
Zurück


Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: