Musik viel mehr wie ein Fluss als wie ein Ozean. Allerdings rede ich hier nicht von unseren mitteleuropäischen in gerade Ufer gezwängten, zu Wasserstraßen regulierten und langen Seen aufgestauten, sondern von nur noch in räumlicher oder zeitlicher Ferne von uns existierenden Fließgewässern, auf deren Weg vom ersten Tropfen aus einem Felsen zur Verschmelzung mit dem Meer zahllose Stromschnellen und Strudeln, Untiefen und Verklausungen sowie Seitenarme mit wiederum zahllosen dieser flüchtigen Elemente, die das Wasser bedingt und von denen der Weg des Wassers bedingt wird, sich finden.

Mag nach dem Genuss dieses Tonträgers der Ozean stehen und man verstanden haben, worum es bei THE OCEAN geht, so ist der Weg dorthin voll von den angesprochenen Elementen. Das Bett von „Aeolian“ wurde ganz klar vor langer Zeit vom mächtigen Gletscher NEUROSIS freigeschaufelt und wo einst die NEUROSISschen Eismassen in ihrem langsamen und nie enden wollenden Fluss alles aus dem Weg geräumt und so den Weg für Neues geebnet haben, da bewegen sich nun Riffs, die von PANTERA sein könnten, fett und dickflüssig, eine dreckige Brühe aus seidigem Gitarrensound und tiefergestimmten Groove. Doch wälzt sich der PANTERA-Sound nicht nur in diesem von NEUROSIS-Methode ausgehöhlten Bett, nein, zu dieser Platte gehören auch die unzählbaren kleinen Seitenarme, Stromschnellen und Strudeln, von denen ich vorher bereits gesprochen habe. Ständig bricht aus dieser breiten Masse, die „Aeolian“ ausmacht, ein Fiepser, eine Synkope, eine ungewöhnliche Kontrapunktierung aus, um den bereits mitgerissenen Zuhörer tiefer runter zu ziehen. Diese Ausbrüche erinnern an das kontrollierte Chaos einer Band wie THE RED CHORD oder DILLINGER ESCAPE PLAN.

Der Weg ist bei dieser Platte das Ziel, man muss sie hören und wieder hören und immer findet man Neues und auch wenn dieses manchmal im Geiste von bereits da gewesenem steht, so steht am Ende doch THE OCEAN.