ENDSTILLE - Navigator
Label: Twilight
Die Übersympathler aus dem Norden unseres Lieblingsnachbarlandes hinterlassen mit „Navigator“ einen besseren Eindruck als auf und hinter der Bühne am diesjährigen Kaltenbach Open Air und sorgen damit für eine der Überraschungen des Herbstes.

Im Metal, und da nicht zuletzt im Black Metal, gibt es ja immer wieder den Anspruch, mit einer Veröffentlichung ein Gesamtkunstwerk auf die Beine zu stellen, welches dann – ganz in einem etwas angestaubten aber um nichts uninteressanteren Kunstverständnis – nicht nur wie ein temporäres Statement sondern wie ein für die Ewigkeit bestimmtes Monument da stehen soll. Nun, so will ich „Navigator“, die – sieht man von den zwei Demos ab - dritte Veröffentlichung der deutschen ENDSTILLE betrachten. Da die Band in den doch relativ eng gesteckten Grenzen des urigen Black Metals ihre eigene Stimme und ihr eigenes Bild gefunden hat, soll dies nicht zu ihrem Nachteil sein.
Musikalisch herrscht im Hause ENDSTILLE der Schwarzmetall, wie man ihn aus Norwegen kennt: grimmig, eher unter- als überproduziert, lieber einfach als zu kompliziert. Natürlich fallen einem beim Hören der Musik (oder beim bloßen Vernehmen des Wortes „Norwegen“) die einschlägigen Helden ein und natürlich haben ENDSTILLE diese auch fleißig studiert. Dies hat zwei Ergebnisse zur Folge: einerseits wird jeder Connaisseur der norwegischen Schule auch hiermit seine Freude haben, andererseits sind ENDSTILLE – wie so viele andere n i c h t – aus den Fussstapfen der Vorbilder heraus getreten und kreieren einen eigenen Sound ohne aber dabei ihren Meistern untreu zu werden. Dass sich das Quartett zudem über Songstrukturen Gedanken macht anstatt nur Riffs aneinander zu reihen, trägt ein weiteres dazu dabei, dass „Navigator“ so ein geglücktes Stück Schwarzmetall geworden ist. Zu guter letzt bleibt noch die – absichtliche oder unabsichtliche und von mir hineininterpretierte – Zugangsweise zu verschiedenen Sounds aus dem kleinen Repertoire des norwegischen Black Metals zu erwähnen. Ich möchte hier nicht länger darüber reden, sondern einfach auf den Titel „Bastard“ und seine Dynamik verweisen.

Genauso wie ENDSTILLE musikalisch keinen Paradigmenwechsel bedeuten, sondern einfach eine außergewöhnliche Anordnung der Elemente des Sounds, dem sie sich verschrieben haben, herstellen, zeigen sie auch optisch – und soweit dies bei der spärlichen Auskunft im Booklet ersichtlich war – auch textlich keine Neuerungen sondern eine gewitzte Variation des bereits gekannten. So wird hier alles ganz traditionell in Schwarz/Weiß gehalten und auch Bilder aus den Weltkriegen sind im Black Metal nicht unbedingt neu (Der Zeppelin auf der Rückseite erinnert doch irgendwie an eine heimische Weltkrieg- und –untergang-Kapelle *g*). Die trockenen, teilweise extrem sarkastischen und pointierten Kommentare dazu aber zeugen von einem Geist, den viele andere Traditionsschwarzmetaller einfach nicht besitzen. Das Nebeneinanderstellen eines Bildes eines Gasangriffes und der Zeile „not every cloud belongs to heaven…“ kann man wohl als Klassiker des ätzenden Humors bezeichnen. Durch die Beschränkung auf Bilder des Ersten Weltkrieges sowie eine wahrhaft misanthropische Sicht, in der alle Menschen nichts wert und alle Werte Nichts sind, umschiffen die Deutschen zudem den Fels, an dem schon so einige in schwarz weißem Booklet und mit LoFi-Sound daherkommende Black Metal Bands gescheitert sind: der Grat zwischen Provokation und Dummheit.

www.endstille.com


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Ortungssignal
2. I Bless You God...
3. Navigator
4. Above The Vault Of Heaven
5. Bastard
6. Monotonous Ii
7. Nameless
8. Let There Be Heaven
9. Disillusioned Victory
10. Endstile (leichnam)
Gesamtspielzeit: 43:11

Kronos
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Beitrag vom 10.11.2005
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