LIVID HALCYON - Real Supremacy
Irgendwie ist das ja schon interessant: Die Aufmachungen der Promo-CDs von Bands ohne Plattenvertrag werden immer aufwendiger. In einem professionellen Gewand, abgemischt in guten Tonstudios und mit ausgetüfteltem Songbook kommen die Scheiben daher. Diesbezüglich hat sich die süddeutsche Band LIVID HALCYON besonders viel Mühe gemacht. Sie liefert gleich noch ein vierfarbiges Büchlein mit, in dem sich eine weitere CD mit Fotos und Hintergrundinformationen befindet. Kein billiges Unterfangen. Die noch kleinen Bands stecken viel Geld in ihr Bestreben, nach oben zu kommen. Bei einigen ist das angesichts der musikalischen Qualitäten nicht sonderlich zweckreich. LIVID HALCYON hat aber Potenzial für mehr als nur eine von Labels unbeachtete Band – auch wenn sie noch einiges nacharbeiten muss.
Die vier Musiker aus Aalen haben mit „Real Supremacy“ ein solides zweites Album abgeliefert. Nicht verwunderlich. Immerhin hat die Band schon zwei Nachwuchswettbewerbe gewonnen. Ihr Stil liegt zwischen Crossover, Heavy Metal und Alternative – wobei die Nuancen dieser Genre-Komponenten nicht weit auseinander liegen. Markant ist aber der Gesang, den mit Melanie Graule eine Frau beisteuert. Frech rotzt sie ihre Weisen ins Mikrophon. Untermalt wird ihr Organ von einfach nachvollziehbaren Gitarrenharmonien, nicht kompliziert, dafür einfach nachvollziehbar. Interessant aber vor allem das Drumming. Daniel Ebert liefert eine sehr gute Arbeit hinter der Schießbude ab. Das zeigt sich vor allem im sechsten Track, „Out Of Control“, in dem er seine Bandmitglieder mit seinem Double-Bass nach vorne treibt. Überhaupt ist es das beste Lied auf der Scheibe, das härteste. Phasenweise entgleitet LIVID HALCYON in den oberflächlichen Thrash-Bereich ab, was sich in diesem Song am eindeutigsten widerspiegelt. Insgesamt gesehen entfaltet „Reals Supremacy“ vor allem in den Refrains seine Stärken, wenn sich alle Bandmitglieder zu euphorisierendem Gemisch vereinen.
Soviel zu den Vorzügen der Scheibe. Sie hat aber ein Manko. Sängerin Meli ist definitiv zu stark in den Vordergrund gemischt. Ihr Organ verdrängt in erster Linie die Gitarrenklänge. Das ist ein Manko. Dem Hörer brennt sich eklatant der Gesang im Kopf ein. Ihm fehlt dadurch das gesamte musikalische Zwischenspiel aller Beteiligten, nachdem der letzte Takt erklungen ist. Außerdem hat Melanie Graule leichte Schwächen, so manche Töne zu halten – oder wirkt das nur schief? Daran müsste sie noch arbeiten. Die Scheibe ist zwar an keiner Stelle langweilig. Dennoch hätte ihr so manches externe Element gut getan, wie etwa hier und da Keyboardklänge. Den Refrain des zweiten Songs, „Fly“, mit bedrohlichen Synths zu unterlegen, hätte dem Track eine gute Portion Bombast verliehen. Wieso auch nicht manchmal die Stimme eines männlichen Kollegen einbauen? Muss ja nicht inflationär geschehen. Wäre aber ein Schritt, versierter zu klingen. Gelungen dagegen das semi-balladeske „Remember The Days“.




www.livid-halcyon.de


5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Sponger
2. Fly
3. Children Of The Night
4. I Wish
5. Change The Course
6. Out Of Control
7. Good Sense Gone
8. Save Your Mind
9. Wings Of Pain
10. Remember The Days
Gesamtspielzeit: 42:38

Philipp
Weitere Beiträge von Philipp

Weitere Beiträge über LIVID HALCYON

CD-Bewertung
1 Stimme(n)
Durchschnitt: 7
[LESERCHARTS]
Deine Bewertung:
  



War diese Kritik hilfreich?
1 Stimme(n)
Durchschnitt: 6
Deine Bewertung:
  


Beitrag vom 17.10.2005
Zurück


Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: