HOTCHPOTCH - Bring It To The Boil
Label: Wheatmountain Records
Im Jahr des „Milleniums“, ganz konkret im September des Jahres 2000, nahm die Bandgeschichte von HOTCHPOTCH ihren Anfang. Seinerzeit beschränkte man sich – wie so viele andere Kombos im Anfangsstudium – vorerst darauf, seine Idole mittels Coverversionen zu würdigen. Noch im selben Jahr fand man sich erstmals auf den Brettern, die für so viele die Welt bedeuten, wieder.

Bereits im darauf folgenden Jahr erschien nicht nur die erste Demo-CD der Jungs, sondern man konnte sich glücklich schätzen für einen Abend die Bühne mit den großen THERAPY? teilen zu dürfen. Von da an ging es schlagartig bergauf mit der Karriere der Innsbrucker: Bereits 2002 gastierte die Gruppe, die allerdings auch von personellen Veränderungen nicht verschont blieb, in Italien und Deutschland, ehe man im Mai 2003 den österreichweiten Yamaha Band Contest im Wiener Prater für sich entscheiden konnte. Spätestens seit diesem Moment ist der sicherlich unkonventionelle, aber dafür umso einprägsame Name HOTCHPOTCH unzähligen Rockfans im ganzen Raum der Alpenrepublik ein Begriff.

Nun ist es endlich soweit: Mit „Bring It To The Boil“ steht endlich das Debutalbum der Formation aus dem heiligen Land in den Läden. Somit gehen wir von der Bandgeschichte zur dargebotenen Musik über: Diese wird originellerweise als „WESTSIDE OLDSCHOOL SATANIC ROCK'N'ROLL“ tituliert, was natürlich unzählige Fragen offen lässt, da die Aussagekraft dieses Begriffs doch relativ begrenzt ist, weil es denkbar schwer fällt, sich unter diesem Slogan etwas auszumalen, ohne mit der Musik in Berührung gekommen zu sein.

Wird man erstmals mit dem Sound von HOTCHPOTCH konfrontiert, geht das Verwirrspiel in die nächste Runde: Rock `n` Roll? Ja, sicherlich, aber damit ist es beileibe nicht abgetan, denn die Tiroler vereinen Einflüsse aus den unterschiedlichsten Bereichen in ihrem Klangbild und schufen ein Soundkonglomerat, das wirklich seines Gleichen sucht, und einfach dazu prädestiniert ist für Polarisierungen im Fanlager zu sorgen.

Um das musikalische Konzept von HOTCHPOTCH ein wenig verständlicher zu machen sei hier die Band selbst einfach selbst zitiert: „ HOTCHPOTCH ist Inbegriff vollkommener musikalischer Freiheit. Grenzen werden verschoben, alte verkrustete Strukturen aufgebrochen und Neuland erobert. Daraus resultiert eine schwer einzuordnende Geräuschkulisse im Graubereich der Stilschubladen. Scheinbar mühelos vollzieht die Band einen Spagat von Hip Jazz bis Hop Metal. „Es ist die Leidenschaft zu unkonventionellen Tönen und authentischer Musik, die wir teilen und leben“, meinen die fünf Musiker, die jeder für sich ein breites musikalisches Spektrum abdecken. Dabei finden auch eher
ungewöhnliche Instrumente wie Hang, Sitar oder Djembe Platz.“

Nur den Versuch zu starten, HOTCHPOTCH in eine der zahlreichen Stilschubladen zu zwängen, ist aus oben genannten Gründen schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit. Schon beim Opener „Consequences“ leben die Herren ihre Liebe zu jazzigen Arrangements aus, um im nächsten Moment mit beinharten „Knüppel aus dem Sack“-Passagen zu überraschen. Überhaupt ist „Bring It To The Boild“ reich an Überraschungsmomenten, und – wie bereits oben beschrieben – vertreten HOTCHPOTCH ohnehin die Philosophie, dass stilistische Grenzen vorwiegend zum Überschreiten dienen. Dementsprechend groß ist die Vielfalt an Stilmitteln, die natürlich beim ersten Hördurchgang auf Kosten der Nachvollziehbarkeit gehen: Aber nach und nach gewöhnt man sich daran und lernt die breite Palette an Einflüsse richtig zu schätzen.

Gesangstechnisch driftet man am ehesten in Richtung Emo-/Hardcore bzw. New Metal, stellenweise darf sogar gerappt werden. Wie bereits angekündigt, hassen HOTCHPOTCH wohl nichts mehr, als in ihrer Kreativität eingeschränkt zu werden: Mal gibt man sich streichelweich, um dann wieder richtiggehend rabiat zu werden. Trotz der Komplexität der Stücke vergisst man aber keineswegs sich der zum Erfolg jedes Komponiervorganges wesentlichen Komponente, Emotionen, zu bedienen bzw. mit einem Höchstmaß an Leidenschaft zu agieren. Während „Feel Me Too“ am ehesten mit seinen Dampfwalzenriffs den Kriterien gerecht wird, um als New Metal-Track durchzugehen, gibt man sich beim Song „Kuala Lumpur“ weitaus sanfter und glänzt mit funkigen Riffs und griffigen Melodien. Bei „Brainfuck Generation“ drückt man hingegen ordentlich aufs Gaspedal, um (wie es der Titel schon andeutet) gesellschaftliche Missstände anzuprangern.

Ich bin mir sicher, dass beispielsweise SYSTEM OF A DOWN zu einer der Lieblingsbands der HOTCHPOTCH-Members zählen könnte, denn Gemeinsamkeiten sind zu Genüge vorhanden, aber genauso gut könnten Megaacts PANTERA, DEFTONES, RED HOT CHILI PEPPERS, aber auch Punkbands wie THE EXPLOITED oder Formationen wie CYPRESS HILL bei den einzelnen Mitgliedern bleibende Eindrücke hinterlassen haben.

Natürlich spielen auch HOTCHPOTCH phasenweise mit der besonders bei New Metal-Bands beliebten Laut/Leise-Dynamik, wo sich ruhigere Momente mit kraftvollen Grooveattacken abwechseln, aber das Niveau auf dem sich die Tiroler Jungs bewegen macht den Unterschied zu anderen ähnlich klingenden Kombos aus. Quasi zum Drüberstreuen warten HOTCHPOTCH mit Instrumentalnummern die stilistisch gar nichts mit den übrigen Nummern gemeinsam haben und dem Abwechslungsreichtum freilich dienlich sind.

Auf alle Fälle muss man den Mut von HOTCHPOTCH, quasi ihre Musik zum Besten zu geben ohne sich jegliche Schranken zu setzen oder sich auch kommerziellen Hintergedanken hinzugeben, gebührend honorieren. Die Songs haben zweifelsohne Klasse, aber sie werden doch zu geteilten Reaktionen führen. Mir persönlich sagt „Bring It To The Boil“ durchaus zu, ohne allerdings ins Schwärmen zu geraten. Andere werden bestimmt hellauf begeistert sein während wieder andere sich angewidert abwenden werden. Aber: Gute und ehrliche Musik muss einfach polarisieren!

www.hotchpotch.at


5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Consequences
2. All Your Gods Are A Fake
3. Feel Me Too
4. Kualudium Ratis
5. Kuala Lumpur
6. Silence Of W.o.s.r.
7. Brainfuck Generation
8. Look At Me
9. Anthropogenesis
10. One Year Is Over
11. Our Own Game
12. Au Shang
13. Could It Go On Like This
14. Livin`in A Loud Peace
Gesamtspielzeit: 68:10

Hutti
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Beitrag vom 31.05.2005
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