CHRONICLE OF TYRANTS - Nemesis MMIV
Label: Eigenproduktion
...was ist denn das bitte? Der Gesang klingt wie eine billige Schnappi-Version auf Drogen, die Gitarrenarbeit ist so dermaßen schlecht, dass da Kurt Cobains Geschrammel noch als hochtechnisch durchgeht, das Drumming müsste man am besten mit 100 Schimpfwörtern beschreiben...Sound? Rumpelsound-Black Metal ist die Offenbarung dagegen! Kompositionen? Kompost! Musik? I feel sick...

Wer eine Rezension in dieser Art und Weise schreiben würde und so eine Meinung teilt, hat absolut keine Ahnung von Musik! Denn was die noch relativ junge deutsche Death Metal-Formation CHRONICLE OF TYRANTS mit "Nemesis MMIV" abgeliefert hat, ist in jeder Hinsicht ein Kracher und könnte im Underground schon als Topreferenz gelten, hinsichtlich Songwriting und Sound für eine Eigenproduktion. Das Quintett rund um Manu (Vocals), Marco (Rhythmusgitarre & Backgroundvocals), Hensen (Leadgitarre), Micha (Bass) und Casi (Drums) schafft es auf beeindruckende Weise, schwedisch angehauchten Death Metal mit absolut eingängigen Melodien und der notwendigen Portion Härte zu kombinieren. Anders als noch auf dem Demo "Mental Decay" klingt man nicht nur deathig, sondern baut auch vermehrt trashige Passagen ein, was dem Sound noch mehr Abwechslung gibt und auch gut dazupasst. Das Album "Nemesis MMIV" beinhaltet neben acht neuen Songs zusätzlich noch zwei Songs, die auch auf dem Vorgänger zu finden waren und nun durch den besseren Sound noch druckvoller aus den Boxen dröhnen und mit "Nothing To Fear" ist zudem ein Midtempokracher inkludiert, der in der Zeit zwischen den beiden Alben entstand. Mit "Misanthropic" und "Morbid Apocalyptic Visions" wurden auch glücklicherweise die besten Songs vom Demo noch mal neu aufgelegt. "Misanthropic"? I love it! Dass CHRONICLE OF TYRANTS nicht bitterböse Metaller sind, sondern auch viel Humor verstehen, beweisen sie zusätzlich mit einem hidden Bonustrack.

Nach einem kurzen Intro zeigen die Deutschen auf "Quest For Substance" gleich mal ihre neuen Thrash Metal-Zähne, wobei geiles Riffing und tolle Melodien im Vordergrund stehen und der Song zu meinem Favoriten auf dem Album zählt. "Insomnia" besticht ebenso durch trashige Anleihen und erinnert mich teilweise an die Italiener von STORMLORD, die neben ihrem symphonischen Black Metal ebensolche Trash-Elemente aufweisen. "Lifeless" kann als Geheimtipp und "Hit" in Fankreisen angesehen werden, da es - auch durch den Einsatz von Keyboards - extrem eingängig und ohrwurmig ist. Ausfälle gibt es auf der CD nicht. "Nemesis" und der eher langsamere Stampfer "Altered Reality" finde ich bloß durchschnittlich, was aber nicht negativ ins Gewicht fällt, da dafür die restlichen Songs allererste Sahne sind. Besonders das fast achtminütige "Whole Word Torn Apart" ist das absolut geilste, was mir in letzter Zeit untergekommen ist und ist aber auch nicht nur monoton dahinbolzend, sondern wird durch etliche Wechsel und auch akustische Teile aufgelockert. Witzigerweise erinnern manche Melodien an Songs, die so gar nicht Metal sind...bei einem Riff von "Altered Reality" denke ich an Britney Spears "Hit Me Baby One More Time"...und "Nemsis" erinnert an "I Shot The Sheriff". Jedenfalls klingen CHRONICLE OF TYRANTS nicht langweilig oder kopierend, sondern vereinen das beste von Death- und Thrash Metal. Sowohl vom Songwriting als auch vom Sound her lehnt man sich an HYPOCRISY an, es finden sich weiters Zitate von AT THE GATES oder auch mal HEAVEN SHALL BURN, deren Melodien ähnlich geil wie die von CHRONICLE OF TYRANTS sind.
Bezüglich Songwriting haben es die fünf Jungs jedenfalls schier perfekt hinbekommen, geiles Riffing, ordentliches Drumgewumms, stimmungsvolle Soli, optimal dargebotene Vocals!

Soundmäßig gelungen ist "Nemesis MMIV" ebenso. Sänger Manu gefällt mit Grunzen in Perfektion, das zudem auch durch die gute Verständlichkeit punkten kann, zusätzlich wird auch mal thrashig geshoutet und Marco steuert gelegentlich sein Gekreische bei. Die Gitarren sind für eine Eigenproduktion mehr als gut, überhaupt gibt es weder beim Songwriting noch beim Sound großartig was auszusetzen. War der Vorgänger "Mental Decay" noch nicht so ausgewogen, kommen hier alle Instrumente zur Geltung, die Vocals sind optimal gemischt, die Gitarren auch. Was ich aber kritisieren muss ist, dass der Bass stellenweise viel zu leise ist oder ich ihn gar nicht höre und der Song "Nemesis" hat eine seltsame Stelle, wo eine Art Keyboardeffekt - oder soll es der Bass sein? - komisch rumdüdelt, als würde ein Düsenjäger vorbeiziehen...was sehr seltsam und nicht so toll klingt. Vielleicht hat da auch was beim Mastering nicht hingehauen, da plötzlich die Gitarren total leise sind und dieses vorbeiziehende Etwas stört und gar nervt.

Ansonsten kann man der Scheibe nur die Höchstnote geben, eine Undergroundband kann mit einer Eigenproduktion bezüglich Songwriting, Sound und Feeling einfach nicht mehr rausholen. 1a! Wer auf Death Metal mit super Melodien steht und sich dieses Album nicht holt, der...nun, selber Schuld, zudem das Album nicht nur vom Inhalt, sondern auch von der Länge absolut besticht, volle 65 Minuten explosiver Metal! Beide Daumen nach oben und das Bier im 90 Grad-Winkel nach unten in die Kehle, yes!


www.chronicle-of-tyrants.com


7 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Quest For Substance
2. Insomnia
3. Lifeless
4. Hypocrite
5. Altered Reality
6. Cerebral Assassin
7. Nemesis
8. Whole World Torn Apart
9. Nothing To Fear
10. Misanthropic
11. Morbid Apocalyptic Visions
Gesamtspielzeit: 65:32

Leander
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Beitrag vom 05.05.2005
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