SIN AFTER SIN - Pure
Label: Eigenproduktion
Fast schon ein halbes Jahrzehnt ist bereits verstrichen seitdem die Rieder Szeneveteranen SIN AFTER SIN zum letzten Mal mittels eines neues Tondokumentes die Aufmerksamkeit auf sich zogen: Nach dem Release der tollen EP "Godless Generation" anno 2000 sowie einer Single (inkl. Video" namens "Streetcat" im darauffolgenden Jahr blieb es lange Jahre verdächtig still im Lager der "Sünder", wenn man freilich von regelmäßigen Livedarbietungen absieht.

In der Zwischenzeit war das Trio aber keinesfalls untätig, sondern brütete im stillen Kämmerlein, d.h. im Proberaum neues Material aus, wobei man sich bewusst die Zeit nahm, um dieses einem gehörigen Reifeprozess zu unterziehen, um tunlichst zu vermeiden eine CD mit blutleer-uninspirierter Retortenmusik zu produzieren, die Gefahr läuft als Ladenhüter im heimischen CD-Regal zu verstauben.

Tja, und das Warten bzw. das langwierige Austüfteln hat sich absolut bezahlt gemacht: SIN AFTER SIN präsentieren sich in bester Verfassung und sind mit einer Frische und einem Idealismus am Werk, was man bei einer solchen alteingesessenen Kombo nicht unbedingt erwarten kann. Von Abnützungserscheinungen also keine Spur!

Im Gegenteil! Galten die Innviertler einst als dem knüppelhart-rabiaten Metalcore (freilich viele Jahre bevor der Begriff in Mode kam) zugewandte Band, so wurde mit "Godless Generation" ein, vor nunmehr fünf Jahren für die weitere Entwicklung sicherlich fast schon essentieller musikalischer Kurswechsel vorgenommen, das alles allerdings ,wohlgemerkt ohne auf ihre Roots zu vergessen.

Auch noch heute verstehen es die Jungs es ordentlich krachen zu lassen, und ihr negativen Gefühle (Wut, Sinnkrisen und dergleichen) auf diese Weise zu kanalisieren, aber auch gleichzeitig leiten SIN AFTER SIN - sowohl lyrisch als auch musikalisch - positiven, ja lebensbejahende Messages an ihre Hörer weiter, und sorgen (wie z.B. beim Opener "Free Your Mind") für aufkeimende Hoffnung.

Man versteht sich durchaus als kritischer Beobachter des Geschehens, aber steigert sich nicht in eine zerstörerische Destruktivität hinein, sondern man schafft es eine überaus ausgewogene Mischung aus verschiedensten Einflüssen, aber auch Gefühlsausbrüchen zu gewährleisten. Während viele Stücke wie das bereits erwähnte "Free your Mind" quasi den Spagat schaffen, sowohl gnadenlose Härte als auch aufbauende Eingängigkeit in sich zu vereinen, wird beispielweise mit "Get Out Of My Head" für richtigen brachialen Stoff gesorgt, was Erinnerungen an das Debutalbum "Useless Eaters" (1998) weckt. Ganz allgemein ist festzustellen, dass das Songmaterial wieder um Nuancen härter ausfällt als z.T. auf "Godless Generation", ohne aber die melodische Komponenten, die erwähntes Werk auszeichnete, zu vernachlässigen.

Vor allem das in diese Richtung abzielende Stück "Changes" hat es mir ob des einprägsamen Refrains besonders angetan. In der Vergangenheit wurde auch schon mal der Begriff "Hard Pop" in Bezug auf die "Godless Generation"-EP gebraucht, für "Changes" würde sich dieser erneut bestens eignen.

Jedenfalls ist zu konstatieren, dass die Songs facettenreicher als je zuvor ausfallen: Manche Stücke gleiten gar ein wenig in Richtung Emo-Core ("Clearance") ab, während andere wie "Purified" gar am Stilmittel des wahren Rock `n` Roll Anwendung finden. Mit "Long For A Summer" geht man sogar das Wagnis ein, eine melancholische Ballade zu veröffentlichen, und das Experiment darf als geglückt bezeichnet werden. Gegen Ende der Platte wird bei "Breathe And Dive" noch einmal gehörig aufs Gaspedal gestiegen, was die Punkfraktion mit Freude zur Kenntnis nehmen wird.

Auch wenn die Platte, vor allem wegen der teilweise gewöhnungsbedürftigen Vocals, einige Hördurchgänge benötigt, bevor sich die Songs in aller Pracht entfallten können, kann "Pure" (Welch passender Titel!) absolut empfohlen werden. Weiter so!

www.sinaftersin.com


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Free Your Mind
2. Afterglow
3. Get Out Of My Head
4. Change
5. Clearance
6. Going Inside
7. Purified
8. Long For Summer
9. Nobody Starts To Do It
10. Launch
11. Breath And Dive
Gesamtspielzeit: 42:51

Hutti
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Beitrag vom 24.03.2005
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