Irgendwann gibt es für den Journalisten nicht mehr viel, was ihn hinterm Ofen vorlocken könnte. All die großen Bands sind fotografiert und verewigt, alle anvisierten Konzerte gesehen, Interviews mit Metallica, Placebo oder Toten Hosen können trotz fehlender persönlicher Favoritenrolle der Bands fast nicht getoppt werden. Umso größer ist die Überraschung, wenn die CD einer bislang völlig namenlosen Truppe auf dem Tisch landet – und dieser Silberling vom ersten Ton an fesselt. Slowenien ist ja nicht wirklich für seine blühende Metalszene bekannt. Aber genau von dort kommt eine hervorragende Nachwuchstruppe. Name: SIDDHARTA. Albumtitel: „Rh“.
Eigentlich gibt es dieses Album schon länger. In ihrer Heimat Slowenien mischt die Band mit der Scheibe schon vorne mit, nicht nur in der Metalszene, sondern in der allgemeinen Musikwelt. Das verwundert nicht angesichts des sehr guten Arrangements, das die sechs Musiker kreieren. Diese Mischung aus Romantic Rock mit leichten Gothic- und Folkeinflüssen mit Bombast dürfte auch in hiesigen Gefilden nach dem Geschmack vieler Metalheads sein. Genau darauf sind die Slowenen aus, ihr Können ab Ende März auch der potenziellen westeuropäischen Kundschaft zu unterbreiten.
Schwer wird das nicht werden. SIDDHARTA, nach dem gleichnamigen Buch von Hermann Hesse, legen ihr Augenmerk auf die Emotion. Die Musik der sechs Slowenen ist gefühlsgeladen in ihrer Melodiosität bis in die kleinste Nuance. Genau da liegt ihre Stärke. Die Band legt sich einen roten Faden – zu Beginn des Albums und eines jeden Titels – und verfolgt ihn strikt. Das bedarf kompetenter und leicht nachvollziehbarer Übergänge. Von daher darf sich SIDDHARTA brüsten, vielen anderen Bands im Songwriting etwas vorzumachen. Umgesetzt heißt das: Die Musik der Truppe basiert auf originären, melancholischem Rock. Der ist angereichert mit weiteren Elementen wie Violinen, Viola, Cello sowie bombastischen Keyboardklängen. Darauf schwebt nahezu Sänger Tomi. Seine variable Stimme zwischen gothic-düster, episch-lamentierend und moritatisch-klagend weckt im Hörer die verträumtesten Gefühle. SIDDHARTA entlehnen sich mehrere Stilrichtungen. So zum Beispiel mittelalterliche Klänge („Insane“), Gothic („T.H.O.R.“) und Glam mit englischen Einflüssen („Kloner“). Im Gesamtgefüge passt auf dieser CD aber alles zusammen, „Rh“ ist in sich geschlossen und aufeinander abgestimmt. Mit dieser Scheibe werden die Slowenen sicher auch in anderen Ländern als in ihrer Heimat ganz vorne mitmischen. Dieser Band muss man eine Chance geben. Denn es kam schon lange nicht mehr eine solch gute Rockband, solch eine gute Romantic Rock-Scheibe raus. Kompliment, volle Punktzahl. Was anderes bleibt gar nicht übrig.