Nein, Alex Pfeiffer und Co. denken nach wie vor nicht einmal im Traum daran, die Flinte vorzeitig ins Korn zu werfen, und der heimischen Szene samt so mancher qualitativ hervorstechender Band ihrem Schicksal zu überlassen.

Die Beweggründe für das unermüdliche Engagement der Crew sind mir freilich nicht im Detail geläufig, aber es liegt durchaus nahe, dass gerade die Klasse der Kompositionen, die viele so genannter Undergroundbands Output für Output abliefern, als eine der wesentlichsten Triebfedern für das Band:Union-Team fungieren, ihr Wirken fortzusetzen.
Und bei der Zusammenstellung dieser Compilation wurde nicht nur auf die Qualität Wert gelegt, sondern auch der Quantität Beachtung geschenkt: Ganze 20 Gruppen dürfen je zwei Gustostückerl ihres Schaffens in die Auslage stellen.
Mittlerweile hat sich die Bandunion längst zur einer internationalen Institution entwickelt: Denn wie heißt es so herrlich völkerverbindend auf dem Cover: „Forty songs, twenty bands, five countries, one passion“.

WINTER MOODS aus Malta dürfen den Sampler quasi eröffnen. Stil: Hochwertig-
atmosphärischer, warmherziger (Alternative-)Rock, der prinzipiell kaum Wünsche offen lässt.

BRANDYSH aus Wien schlagen im Endeffekt in eine ähnliche Kerbe, geben sich aber betont verträumt und somit äußerst gefühlvoll. Fazit: Ebenfalls durchaus hörenswerter und auf einem hohen Level angesiedelter Stoff.

KARLI aus Grieskirchen (OÖ) bedürfen längst keiner näheren Vorstellung mehr: Der Name steht für funkig sowie wahrhaft gefinkelten, überaus variantenreichen Rock, der sich seine Inspirationen nicht nur bei den alten Genremeistern, sondern auch bei aktuellen Trendsettern einholt. Neuerdings experimentiert die Band gar mit Sprechgesang, und auch die Härteskala tendiert immer mehr nach oben.

Die Briten SILVERMAN setzen hingegen weniger auf Experimente, sondern auf nachdenklich-zarte, tiefsinnige Rockballaden. Der zweite Song "Ctrl Alt Del" (Was für ein Titel!) birgt aber auch düstere Momente in Sich, und sorgt somit für interessante Kontraste.

SCHATTENPARKER, die Band:Union-Hausband, in der Alex Pfeiffer höchstpersönlich in die Saiten greift, hat zwei Songs ihrer EP „Namenslos“ für diesen Sampler bereitgestellt: Neben der meiner Meinung nach besten Nummer dieser Veröffentlichung „Strichpunktklammerzu“ wurde auch die emotionale (Akustik-)Ballade „Ein Abschied“ verewigt.

ANT-HILL sind allen langjährigen Band:Union-Beobachtern und –Begleitern längst bestens bekannt: Die Niederösterreich samt stimmgewaltiger Frontfrau bieten nach wie vor gut arrangierten, kraftvoll-zeitlosen Rock. Nicht wirklich umwerfend spektakulär, aber sicherlich ansprechend umgesetzt.

Die Amis THE CAROLINES sind auch längst Stammgäste auf diversen Compilations aus dem Hause Band:Union. Deren Sound in aller Kürze möglichst präzise zu kategorisieren, fällt wahrlich schwer: Ich behelfe mir einfach mit dem Sammelbegriff Alternative Rock mit dem Verweis auf gewisse Tendenzen in Richtung Brit Pop.

SYMPATHY FOR STRAWBERRY sind nicht nur des witzigen Bandnamens wegen in Wien längst zu einer fixen lokalen Größe avanciert, sondern auch aufgrund ihres Sounds: Sie haben sich dem groovigen, zeitgemäßen und stellenweise absolut experimentellen Alternative Rock "with female vocals" verschrieben und machen dabei eine durchaus ansehnliche Figur.

RUSH-HOUR aus Salzburg waren auch schon auf einem Band:Union-Sampler vertreten. Auch ihre musikalische Ausrichtung passend mit Worten zu beschreiben, stellt fast schon eine unlösbare Aufgabe dar: Fürwahr ein sehr eigenständiger Sound, der meines Erachtens ein wenig an Wave-Größen der 80er erinnert. Aber: Wie erwähnt, gestaltet sich hier eine treffende Zuordnung äußerst schwierig.

IVAN FILLETI, ein maltesischer Songwriter, sollte eigentlich vom dortigen Tourismusverband mit Subventionen überhäuft werden, denn seine angenehm-eingängigen, leichtverdaulichen, aber keineswegs seichten Stücke versetzen den Hörer zumindest im Geiste auf einen maltesischen Strand.

YELLOW PAGE sind all jenen Personen, die sich auch nur ansatzweise mit der heimischen Szene auseinandersetzten längst ein Begriff. Die Jungs bürgen jedenfalls für einfalls- sowie facettenreichen und vor allem unkonventionellen Crossover, wo Stile wie (New-)Rock, Punk usw. zu einem unorthodoxen Etwas geformt werden. Well done, guys!

KEHIN aus NÖ verleiten dazu, die Stilschublade Alternative Rock erneut zu öffnen: Allerdings könnte dieser hochklassiger Sound auch mit dem Etikette New Rock versehen werden könnte. Egal, in dieser Formation schlummert jede Menge Potenzial!

AREA 51 stammen aus der Bundeshauptstadt, und für sie gilt im Endeffekt selbiges wie für SYMPATHY OF STRAWBERRY. Ist man gewillt, den Sound näher zu beleuchten, stellt man unweigerlich fest, dass AREA 51, sichnicht so sehr am Puls der Zeit bewegen und stattdessen lieber aufs Gaspedal tritt, anstatt ordentlich zu grooven. Definitiv eine gelungene Vorstellung.

CORKSCREW aus Malta haben schon längst eine Dauerkarte was die Präsenz auf Band:Union-Samplern angeht, gelöst. Und das zu Recht, wie ich finde, denn die tanzbar-atosphärische und vor allem einprägsam-eingängige Musik der Gruppe fräst sich gnadenlos in die Gehörgänge, und vereilt dort eine ganze Weile.

JAYCOP VAN AUKEN, seines Zeichens US-Songwriter, und altbekannter Band:Union-Künstler begeistert einmal mehr mit für ihn typischen Stücken: VAN AUKEN liebt es eher ruhig und besinnlich, aber auch nicht zu belanglos.

Genauso wie übrigens LUMIERE (Malta), die mit melodiös-zartbesaiteten Popsongs glänzen. Auch hier gilt: Nichts Außergewöhnliches, aber gut in Szene gesetzt.

SEELENWÄRMER vertreten zusammen mit KARLI das Bundesland OÖ. Beim eher punkigen „Musiker?!?“ wird ganz schön energisch und ungestüm gegen die Mechanismen des heutigen Musicbusiness anesungen, während man sich mit „Mama M.“. sowohl musikalisch als auch thematisch am ehesen Hippie-Terrain wagt.

RICHARD KAPP, ebenfalls ein Songwriter, zur Abwechslung aber mal aus Wien, beweist mit seinen Songs Abscheu vor dem Gleichklang, und somit Mut zur Eigenständigleit. Dementsprechend einfallsreich und mehr oder wenig innovativ fällt das Songmaterial aus.

WOODSTOCK TAYLOR, eine hochtalentierte Songwriterin aus Schottland, sprengt mit ihren Beiträgen wohl sämtliche Grenzen. Wer bisher meinte, die Band:Union würde vorrangig Vertreter der Sparte Rockmusik fördern, wird hier eines besseren belehrt. Mit Rockmusik hat Woodstock kaum etwas am Hut, stattdessen schuf sie ihre eigene Nische zwischen den Stilen: Einerseits im Blues beheimatet, weist ihre Musik auch eine Affinität zu den typischen klassischen Musicalsoundtracks aus. Eine höchst imposante Verbindung!

Den Abschluss bilden CLIMBER aus den US of A: Sie liefern feinfühlig-schmeichelnde Stücke, die positive Gefühle aufkommen lassen, und auf die zumindest von den Melodien her entfernt an ELEMENT OF CRIME erinnern.

Was soll man zu den Band:Union-Compilations noch großartig schreiben? Wer sich für ehrliche, ungezwungene Musik auf hohem Niveau begeistern kann, sollte diese ohnehin sein Eigen nennen.