KINGDOM COME - Perpetual
Label: Frontiers Records
Wie bitte? KINGDOM COME sind nunmehr bei Frontiers Records unter Vertrag? Ansich ja keine allzu abwegige Entscheidung eine Band zu signen, die der Labelpolitik entsprechend eher auf traditionelle Klänge setzt und sich in der Vergangenheit vor allem auf die großen LED ZEPPELIN berufen hat.

Doch: Mit dem letzten Werk "Independent" haben sich Lenny Wolf und Co. bewusst von ihren musikalischen Wurzeln gelöst und eher zeitgemäßen, eher elektronischen Sounds zugewandt. Zwar hielten typische Trademarks der Gruppe wie Lennys urtypischer Gesangsstil, knackige Gitarrenriffs etc. auch auf diesem Werk Einzug, aber insgesamt klang alles einen Tick moderner als alles Bisherige aus dem Hause KINGDOM COME. Daher also die Verwunderung meinerseits, dass das auf AOR/Melodic Rock bwz. Hard Rock spezialisierte Label Frontiers Records gerade die Kombo unter ihre Fittiche nahm. Ich muss wohl mein Weltbild neu überdenken...

Jedenfalls knüpfen die Hamburger stilistisch gesehen im Endeffekt fast nahtlos an das Songmaterial von "Independent" an: Schwermütiger, moderner und vor allem intensiver bzw. atmosphärischer Hard- Rock unter Einbeziehung Unmengen von Herzbluts wird zelebriert. Die aufgebauten Elektroklangwelten, die durchaus auch dazu verleiten könnten, das Tanzbein zu schwingen, werden von fetten Gitarrenriffs unterfüttert und über allem thront Lennys Stimme, die angenehm emotional erscheint und - wie bereits oben erwähnt - als eines der wesentlichsten Wiedererkennungsmerkmale der Nordlichter herhalten muss.

Bei u.a. "Crown Of Moscow" wird gar durchaus erfolgreich mit Elementen aus dem Ethno/World Music-Bereich experimentiert, aber auch mit großartigen Melodien sowie ebensolchen Refrains vermag man Eindruck zu schinden. Apropos Refrains: Gerade diese machen ob der geradezu überwältigenden Stimmung, die sie zu entfachen verstehen, dieses Album zu einem ernsthaften Kanditaten für eine "Heavy Rotation" in der heimischen Anlage.

Bei "Silhouette Paintings" werden eher sanfte Töne bevorzugt, auch hier ragen die wunderbar eingängigen Melodien sowie die leidenschaftliche Gesangsarbeit Wolfs über allem. Die gesamte CD wird prinzipiell von Einflüssen aus der Musik fernöstlicher Meister sowie aus der Klassikabteilung beherrscht, aber neumodische Riffs à la RAMMSTEIN ("With Sun In Mind") zeugen von einem undogmatischen bzw. unverkrampften Zugang des Komponisten zur eigenen Musik.

Wie beim letzten Album sind auch Verweise auf die typische Rockmusik der 70er unüberhörbar, allerdings prägen diese nicht das musikalische Erscheinungsbild, sondern sind nur als Einfluss unter vielen zu verstehen. Ja, auf Facettenreichtum hat der Meister wahrlich Wert gelegt, denn auch eine Ballade darf dabei nicht fehlen ("Inhaling The Silence").

Trotz der riesengroßen Palette an Einflüssen klingt "Perpetual" niemals überproduziert, verkrampft oder gar uninspiriert, sondern erfrischend ehrlich und kompromisslos leidenschaftlich. Wolf, der für "Perpetural" sämtliche Instrumente selbst eingespielt hat, und lediglich für die Drumparts Eric Forster rekrutierte, gehört zu jener seltenen Spezies von Künstlern, die ihrer musikalischer Selbstverwirklichung mehr Bedeutung beimessen als etwaigen Erwartungen seitens der Labels und der Fans sowie jeglichen kommerziellen Aussichten.

www.kingdomecome.de


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Gotta Move Now
2. Hang ¸em High
3. Crown Of Moscow
4. Time To Realign
5. Silhouette Paintings
6. With The Sun In Mind
7. King Of Nothing
8. Borrowed Time
9. Connecting Pain
10. Watch The Dragon Fly
11. Inhaling The Silence
Gesamtspielzeit: 59:51

Hutti
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Beitrag vom 09.01.2005
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