Ulkiger Name, seltsamer Titel – und Hardcore machen die JAPANISCHEn KAMPFHÖRSPIELE auch nicht, sondern Grindcore. Die absichtlich gestiftete Verwirrung soll uns wohl zum Nachdenken anregen, denn „Hardcore aus der ersten Welt“ bezieht sich auf die zivilisationskritische Message der JAKAs – der Hardcore ist unser tägliches Leben in der westlichen Welt. Ganz in diesem Sinn zieren eine Schaufensterpuppe und Überwachungskameras das Cover – unsere (Konsum-)Welt ist oberflächlich und krank, die JAPANISCHEn KAMPFHÖRSPIELE machen Musik dazu – und kämpfen mit wirren Lyrics zu Titeln wie „Verpackt in Plastik“ und „Im Schlafanzug zu Plus“ gegen das Übel an.
Wie klingt das nun? Na, Grind eben, hackhackhack, kreischbrüll und wüt – ziemlich kurz angebundenes, angepisstes Gerumpel. Aber nicht nur: Lediglich 13 Tracks (einer sogar viereinhalb Minuten lang!) weisen schon darauf hin, dass durchaus über die Genregrenzen hinaus geschielt wurde. Teilweise mutet der Sound schon ziemlich nach Thrash an, andererseits gibt es auch technische Spielereien, die oftmals ziemlich wirr und sinnlos anmuten – was wohl durchaus Absicht des bundesdeutschen Psychopathenclubs ist.
Insgesamt wirkt „Hardcore aus der ersten Welt“ dann aber auch etwas unausgegoren: Während einige Teile sehr anständig grooven, bleiben gerade Passagen klassischen Grindgeprügels doch ein wenig lasch. Ein Riff lässt den geneigten Hörer anerkennend mitwippen, das nächste könnte aber von einem X-beliebigen Demoband stammen.
Die JAPANISCHEN KAMPFHÖRSPIELE streben äußerst beharrlich danach, möglichst unorthodox und unverwechselbar zu sein – Was ja nicht schlecht wäre. Aber sie tun es für meinen Geschmack etwas zu forciert, ihr arges Süppchen aus Grind, Technik-Spielerei und Kunst hätte noch etwas Liebe benötigt, um wirklich zu munden. Auch wenn ein Text wie „Zieh die Jacke falschrum an“ schmunzeln macht: Nur krass-debil muss eben nicht gleich gut sein.
Und damit haben wir einen ziemlich guten Maßstab dafür, ob der Leser dieser Zeilen sich „Hardcore aus der ersten Welt“ zulegen sollte: Wer bei dem Ausspruch „nur krass-debil, muss nicht gut sein“ aufgesprungen ist oder zumindest die Stirn in Falten gelegt hat, für den sind die JAKAs definitiv ein heißer Tipp. Und für die anderen – na, wie gesagt...